Als Maximilian Schell erstmals in die USA einreiste und sich am Flughafen als Filmschauspieler zu erkennen gab, hatte ihm ein Zollbeamter viel Glück gewünscht. Nun könne er diesem Zöllner antworten, er habe dieses Glück gehabt. Diese Worte sagte Maximilian Schell 1962 mit einem Oscar in der Hand. Gespielt hatte er einen Nazi-Verteidiger im Nachkriegsdrama «Das Urteil von Nürnberg» – an der Seite von Weltstars wie Spencer Tracy und Burt Lancaster. Es war der erste Oscar an einen deutschsprachigen Schauspieler nach dem Zweiten Weltkrieg.
Zuvor hatte Schell in seiner Karriere in einigen eher unbedeutenden deutschen Filmen gespielt, aber auch im Schweizer Melodrama «Taxichauffeur Bänz», in dem er erstmals auf «Züritüütsch» zu hören war.
Hollywood als ein Standbein unter vielen
Geboren wurde Maximilian Schell in Wien als Sohn eines Schweizer Schriftstellers – und als junger Bruder von Maria Schell, in deren Schatten er lange stand. Seine Karriere begann Maximilian Schell 1952 am Theater Basel – als Schauspieler, Regisseur und Dramaturg. Zehn Jahre später war er bereits endgültig in Hollywood angekommen. Aber die kalifornische Filmmetropole sollte nur eines seiner vielen Standbeine bleiben. Aus Protest gegen die Bush-Regierung beschloss er in den 90er-Jahren gar, Hollywood gänzlich zu meiden.
Schell bleibt in Erinnerung als einer, der in der amerikanischen Kultur Fuss gefasst hatte, aber durch und durch von europäischer Kunst beeinflusst war: Er hatte mit Gustav Gründgens gearbeitet, er war ein grosser Verehrer von Friedrich Dürrenmatt, den er in den 70er-Jahren auch inszenierte («Der Richter und sein Henker»). Und er erarbeite sich gar das Vertrauen von Marlene Dietrich, die sich erst auf sein langes Drängen hin bereit erklärte, ihn einen Dokumentarfilm über sie drehen zu lassen («Marlene», 1984).
Nur noch sporadisch in Spielfilmen
In den letzten Jahren war Schell nur noch sporadisch in Spielfilmen zu sehen, aber er nahm rege am kulturellen Leben teil, trat in Talkshows auf und gab sich dort immer als ein quicklebendiger, manchmal launischer, aber immer verführischer und meinungsstarker Gesprächspartner. Und als packender Erzähler – etwa darüber, wie er sich mit dem krebskranken Schauspieler Ulrich Mühe auf eine Erdbeerensuche verabredete.
Seine Memoiren mit dem Titel «Ich fliege über dunkle Täler» hat Maximilian Schell erst gerade vor zwei Jahren veröffentlicht. Darin finden sich – wenig überraschend – zahlreiche Passagen über das Älterwerden und auch den Tod. «Die Toten sind nicht von uns gegangen, sie sind noch da», schrieb er etwa darin. Jetzt ist er einer von ihnen, und, wer weiss, vielleicht immer noch unter uns.