Und plötzlich: Tischtennisbälle. Aus einem unterirdischen Kanal treibt ein ganzer Teppich von weissen Kügelchen ans Tageslicht, über ein Wehr, direkt auf die Kamera zu. Fantastisch anzusehen, handfest und doch surreal – genau wie der Dokumentarfilm von Nicolas Steiner.
Ping Pong im Raumanzug
Der Schweizer Filmemacher betreibt in «Above and Below» selbst so etwas wie Ping Pong und streut Bildideen und Motive ein. So verbindet er die drei ungewöhnlichen Lebensräumen miteinander. Denn mit Tischtennisbällen hantieren auch ein Einsiedler in einem ehemaligen Armeebunker, sowie ein paar Möchtegern-Astronauten, die in selbstgebastelten Raumanzügen eine Partie Ping Pong spielen.
Schattenseiten der Glitzermetropole
Las Vegas Nicolas Steiner hat in den USA Randexistenzen aufgespürt und deren Biografien in Bruchstücken zu einem dokumentarischen Filmessay zusammengesetzt, das unkonventionelle Auffassungen von Heimat untersucht.Da sind zum einen die Obdachlosen von Las Vegas, die in den Flutkanälen unter der Glitzermetropole hausen und trotz ihrer prekären Lage eine klare Vorstellung vom Wert eines Daheims, von Liebe, Respekt und Hoffnung haben.
Trucker und Pioniere
Da ist der einsame Trucker, der nach etlichen Schicksalsschlägen in die Wüste gezogen ist, um dort seinen inneren Frieden und Gott zu finden. Eine einsame Existenz, aber der Eremit ist davon überzeugt, dass er seine Kinder und Freunde wieder sehen wird – wenn nicht in diesem Leben, so doch im nächsten.
Und da sind die Mitglieder der «Mars Society», einer unter anderem von Regisseur David Cameron («Avatar») mitbegründeten Non-Profit-Organisation, die sich der simulierten Besiedlung des Roten Planeten verschrieben hat. Was die Pioniere dort oben zu hoffen finden, sind nicht kleine grüne Männchen, sondern Zusammenhalt.
Träume und Traumata
Gemeinsam ist allen drei Schauplätzen die Wüste, in der Träume auf Traumata stossen und die Hoffnung auf ein besseres Leben wie eine Fata Morgana am weiten Horizont aufleuchtet. «Above and Below» ist ein bildstarkes und – dank eines fast durchgängigen Soundtracks – auch akustisch beeindruckendes Kinoerlebnis, bei dem einem Augen, Ohren und immer wieder auch das Herz übergehen.
Sendung: Kultur kompakt, Radio SRF 2 Kultur, 25. Februar 2016, 12:10 Uhr.