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Ein Mann mit nacktem Oberkörper liegt auf einem Bett und starrt an die Decke
Legende: Priester Adam versucht im Film «W Imie», seinen Trieben Herr zu werden. Xenix Filmdistribution

Film & Serien Priester in Versuchung: Filmdrama «W Imie»

Im polnischen Filmdrama «In the Name of – W Imie» der Regisseurin Malgoska Szumowska («Elles») verfällt ein Priester seinem jungen Schützling. Das kennt man alles schon, möchte man meinen – und darf sich dennoch auf Überraschungen gefasst machen.

Homosexualität unter katholischen Geistlichen war bereits vor 20 Jahren ein viel diskutiertes Thema, als es die britische Regisseurin Antonia Bird in ihrem Film «Priest» aufgriff. Doch die sich daraus ergebenden Probleme sind seither kaum gelöst worden. Und angesichts der zurzeit in östlichen Staaten wieder populären politischen Repression von gleichgeschlechtlicher Liebe ist die Frage mehr als berechtigt, wie sich die dortige Kirche dazu stellt.

«W Imie» (internationaler Titel: «In the Name of») dreht sich um diese Themen, und zwar aus polnischer Sicht. Die international anerkannte Regisseurin Malgoska Szumowska («W Imie» lief im Wettbewerb der Berlinale 2013) nimmt sich der Sache mit einer eher unoriginellen Geschichte, dafür aber mit einer umso überraschenden Bildsprache an.

Unter schweren Jungs

Rund um einen Tisch sind jüngere und zwei ältere Männer zum Essen versammelt.
Legende: Allein unter Männern: Priester Adam (Andrzej Chyra, mitte). Xenix Filmdistribution

Der Priester Adam arbeitet in einem abgelegenen, ländlichen Heim für schwer erziehbare junge Männer. Anscheinend ist er in diese Einöde versetzt worden, weil es an seinem letzten Wirkungsort heikle Kontakte mit jungen Männern gab. Die Kirche hat ihn allerdings vom Regen in die Traufe befördert: Da steht er nun in der Sommerhitze unter halbnackten, rangelnden Muskelpaketen und versucht, seinen Trieben Herr zu bleiben.

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Die Stimmung im Heim ist generell homoerotisch aufgeladen. Junge Frauen, mit denen die harten Burschen ihre erwachende Sexualität ausleben könnten, finden sich hier kaum. Als Adam einen jungen Aussenseiter mit Brandstiftervergangenheit unter seine Fittiche nimmt, stellt er jedoch mit Verwunderung fest, dass dessen Annäherungsversuche zu ihm nicht nur aus Trieb, sondern aus einer scheinbar gegenseitigen Zuneigung geschehen.

Subversive Bildsprache

Szumowska gibt dieser verbotenen Romanze einen soliden psychologischen Unterbau. Nicht zuletzt dank den restlos überzeugenden Darstellern geht man davon aus, dass sich eine solche Geschichte in der Realität auf eine recht ähnliche Art und Weise abspielen würde.

Adams Probleme – das glaubt man auf der Stelle – haben schon manchen Geistlichen geplagt. Und auch wie die Kirche in diesem Film darauf reagiert: So wird das in etwa ablaufen, denkt man sich.

Doch auf der visuellen Ebene geht Szumowska einen völlig unerwarteten Weg: Sie verweist in ihren Bildern permanent auf christliche Topoi mit allegorischer Kraft. Die betonte Präsenz von Insekten und Schnecken etwa lässt an eine alttestamentarische Plage denken. Oder der Jüngling, nach dem Adam begehrt, trägt die unverwechselbaren Züge eines Heilands.

Solche Momente wirken auf den ersten Blick aufdringlich in ihrer plumpen Symbolik. Doch sie geben dem Film auch eine tiefere, subversive Kraft: Szumowska suggeriert mit dieser Methode, ihre Geschichte könnte genauso gut wie jede andere Geschichte der Bibel selbst entnommen sein.

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