«Es gibt zwei Dinge, die darfst du niemals vergessen. Die Macht der Weiblichkeit und die Möglichkeit sie zu benutzen.» Mit diesen Worten bringt es die Beauty-Expertin für staatliche Auftragskillerinnen auf den Punkt, was das Grundwesen einer Agentin im Film ausmacht. Vielleicht eine der grossartigsten Szenen aus dem französischen Action-Klassiker «Nikita».
Das Konzept der sexy Killerin begeisterte in den 1990er-Jahren die Massen. Sogar bis heute gibt es viele Kino und TV-Remakes von «Nikita». Heute sind fast alle erfolgreichen Geheimdienstlerinnen wie «Nikita» oder «Salt» nach dem Muster schön und tödlich gestrickt. Doch das war nicht immer so. Anders als ihre Kollegen wie Bond und Co. musste sich die Film-Agentin über viele Filmjahre zur starken und selbstbewussten Kämpferin emanzipieren.
Die ultimative Femme fatale
Als 1931«Mata Hari», einer der berühmtesten Spionage-Filme erschien, setzte Filmdiva Greta Garbo als Erotik-Tänzerin und Spionin hauptsächlich ihren betörenden Augenaufschlag ein, um feindliche Generäle im ersten Weltkrieg um den Finger zu wickeln. Die Macht der Weiblichkeit liegt hier eindeutig in der Verführung des Mannes. Die Frau als Sex-Falle.
Die Agentinnen-Schmiede
In der britischen Agenten-Serie «Mit Schirm, Charme und Melone» wird die Macht der Weiblichkeit neu definiert. Statt nur mit den Waffen einer Frau zu kämpfen, kommen auch ihre Fäuste zum Zug. Schauspielerin Honor Blackman verkörperte als Dr. Catherine Gale die erste Frau, die sich mit Männern prügeln durfte. Nach 52 Episoden verliess Honor Blackman die Serie und verewigte sich als Bond Girl Pussy Galore in «Goldfinger» auch auf der Kinoleinwand.
Ihre Nachfolgerin bei «Mit Schirm, Charme und Melone» brachte die Frauenpower der Kult-Serie sogar auf eine höhere Ebene. Diana Rigg spielte die legendäre Emma Peel. Mit ihrem hautengen Lederanzug wurde sie zum Markenzeichen der Serie und brach Ende der 60er-Jahre so manche Jungen-Herzen.
Der Name der Figur Emma Peel leitet sich von «M-Appeal» ab, einer Kurzform von «Man Appeal», der Männermagnet. Aber diese Agentin brachte nicht nur durch ihr Äusseres Männer zum Niederknien. Weil sie Kampfsport beherrschte, bekam sie in der deutschsprachigen Presse sogar den Spitznamen «Karate-Emma».
Die doppelte Macht der Weiblichkeit
Die beiden Powerfrauen waren für den Erfolg der Serie verantwortlich. Denn die ersten Staffeln ohne eine Frau im Agententeam liefen gar nicht gut. Der Triumph der TV-Frauen hatte auch Auswirkungen aufs Kino.
Erst mit der Serie «Mit Schirm, Charme und Melone» wurde es möglich, dass es Agentinnen auf der Leinwand gibt, die genau das gleiche dürfen wie ihre männlichen Kollegen. Zusammen mit der ultimativen Femme fatale «Mata Hari» definierten Honor Blackman und Diana Rigg das Erfolgsrezept der Kino-Agentinnen von heute. Ob «Nikita» oder «Salt»: Mit der doppelten Macht der Weiblichkeit – Küsse und Karate – haben sie es an die Kinospitze neben Bond geschafft.