Die Liebe selbst mag unsterblich sein. Einzelne Liebesbeziehungen sind es leider selten. Trennt sich ein Paar im Einvernehmen, ist das ja schon schwierig genug.
Wird die Partnerschaft jedoch einseitig gekündigt, hinterlässt das zutiefst verwundete Personen. Menschen, die den Drang zum Stalking verspüren, Menschen, die das Rad der Zeit zurückdrehen möchten, Menschen, deren Selbstwertgefühl im Keller landet und die durchaus mit dem Gedanken spielen können, sich selbst oder jemand anderem etwas anzutun.
Wie Neuronen reagieren, wenn die Liebe Kummer macht
Der Schweizer Regisseur Christian Frei, international bekannt seit seiner Oscar-Nominierung für «War Photographer» (2001), hat sich für dieses Phänomen interessiert. Ein Phänomen, das Menschen isoliert und doch allgegenwärtig ist.
Dazu hat er die Anthropologin Helen Fisher vor die Kamera geholt, die das Phänomen erforscht hat, auch auf neuronaler Ebene. Sie hat untersucht, welche Hirnregionen bei liebesverletzten Menschen aktiv sind, und ist dabei zu einem interessanten Schluss gekommen: Sich verlieben, in jemanden verliebt sein und diese Liebe dann wieder rückgängig machen müssen – für all das sind im Hirn ähnliche Bereiche zuständig. Deshalb fällt uns das Loslassen so schwer.
Drei gebrochene Herzen in New York
Link zum Thema
Helen Fishers Arbeit bildet allerdings nur den theoretischen Überbau von Christian Freis Film. Sein Ehrgeiz bestand darin, einige direkt von Liebeskummer betroffene Personen vor die Kamera zu bekommen. Um ihren Trennungsschmerz und ihre Überwindungsversuche zu dokumentieren.
Drei Menschen aus New York stehen im Zentrum des Films, zwei Frauen um die 30 und ein Mann um die 50. Frei hat zu ihnen eine enge, persönliche Beziehung aufgebaut. Er hat sie für das Projekt Tagebücher schreiben lassen, die dem Film als Basis dienten.
Liebeskummer ist nichts Neues
Für die Protagonisten waren die Dreharbeiten eine befreiende Erfahrung, und alle sind gemäss Frei höchst zufrieden mit dem Film. Auch als Zuschauer merkt man, dass der Regisseur behutsam und respektvoll vorgegangen ist. Dennoch sei gefragt: Was bringt die Übung schlussendlich?
Das Problem des Films ist letzlich ein einfaches: Wir alle hatten schon einmal Liebeskummer, mussten von Freunden getröstet werden oder Freunde mit Liebeskummer trösten. Was die drei Personen im Film durchmachen, ist zwar von einer enormen emotionalen Intensität. Aber es ist den meisten Menschen bestens vertraut.
Wenn man das Facebook-Profil im Stundentakt aufruft
Die meisten von uns haben sich schon gefragt, ob eine freundschaftliche Zukunft mit einem geliebten Menschen möglich ist. Oder ob man die Person besser konsequent meidet, wenn es vorwärts gehen soll.
Die meisten von uns haben schon im Stundentakt ein Facebook-Profil aufgerufen, weil die Person dahinter schmerzlich fehlte. Die meisten von uns haben schon gezögert, eine Telefonnummer entweder zu wählen, oder sie dann gleich systematisch aus allen Geräten zu löschen.
Liebeskranke finden Trost
Selbst wenn man diese Erfahrungen nicht schon selbst gemacht hat, braucht es eigentlich nicht viel mehr als eine nächtliche Bar oder ein öffentliches Verkehrsmittel, um mit Menschen in Kontakt zu geraten, die sich just mit jenen Fragen beschäftigen. Insofern bietet Freis Film weniger Neuland als vielmehr zahlreiche Wiedererkennungsmomente.
Doch genau diese Momente können Betroffenen Mut machen. Denn wenn «Sleepless in New York» eine Botschaft vermittelt, dann die: Du bist mit deinen Schmerzen nicht allein, und der Ausweg ist – selbst wenn noch unsichtbar – eine Frage der Zeit.