«Aid for Aid» ist eine fiktive Hilfsorganisation in Kenia, die garantiert keinem hilft und deren Mitarbeitern selbst auch nicht mehr zu helfen ist. Gerade wurde der Chef gefeuert, weil er als ersten Preis einer Spendenaktion zum Schutz der Nashörner ausgerechnet eine Nashorn-Jagd ausgeschrieben hatte.
Eine haarsträubende Idee, die jedoch auf einer wahren Begebenheit basiert, betont der kenianische Regisseur Hussein Kurji. Er hat viele Freunde, die in der Entwicklungshilfe arbeiten. Ihre Geschichten haben ihn zur TV-Satire «The Samaritans» inspiriert.
Das Ziel: ganz Afrika retten
Im Mittelpunkt der ersten Episoden steht Scott Bartley, der neue Chef der Nichtregierungsorganisation. Ein selbstverliebter amerikanischer Uni-Absolvent, der alle Worthülsen der Entwicklungspolitik beherrscht und sich mit seiner Afrika-Erfahrung brüstet – einem Praktikum in Marokko. Nun will er den ganzen Kontinent retten. Aber bereits sein erster Auftritt im Büro misslingt.
Mit sinnfreien Sprüchen und atemberaubender Arroganz landet Scott schnell in mehreren Fettnäpfchen. Den Fahrer, der ihn vom Flughafen abgeholt hat, erkennt er schon nach ein paar Minuten nicht wieder, da die Einheimischen ja alle irgendwie gleich aussähen. Der Fahrer selbst kontert zynisch, das ginge ihm bei Europäern und Amerikanern ebenso. Auch als Scott bei einem kenianischen Mitarbeiter Marihuana kaufen möchte, sieht er sich mit dem Vorwurf stereotyper Vorurteile konfrontiert.
Satire mit wahrem Kern
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Die Satire ist gespickt mit solchen Spitzen, die meist einen wahren Kern haben. Allein in Kenia seien über 4000 Hilfsorganisationen registriert, erzählt Hussein Kurji. Viele würden gute Arbeit leisten, aber es gebe eben auch viele Scott Bartleys – blauäugige Entwicklungshelfer, deren Projekte komplett an den Bedürfnissen vieler Afrikaner vorbeigingen.
So bleibt das eigentliche Mandat von «Aid for Aid» in der Serie nebulös. Die selbernannten Samariter, übrigens nicht nur Weisse aus dem Westen, stört das nicht. Sie sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt, strotzen vor Ignoranz und Profilneurosen, lästern hinter dem Rücken über ihre Kollegen und sind allesamt inkompetent. Stundenlang diskutieren sie über ein Projekt für die «armen» Afrikaner – natürlich bei Sushi und Rotwein. Auch diese Szene sei der Realität entliehen, so Kurji.
Auch Entwicklungshelfer sind Fans
Im Oktober 2012 hatte er das Projekt «The Samaritans» gemeinsam mit dem Produzenten Salim Keshavjee bei einer Crowdfunding-Plattform zur Finanzierung angemeldet. Anfang dieses Jahres feierten die ersten beiden Folgen Premiere. Gegen eine geringe Gebühr kann man sie im Internet herunterladen.
Mit Witz und Intelligenz legt das Produzentenduo den Finger gleich in mehrere Wunden. Aber es geht ihnen nicht darum, die gesamte Entwicklungshilfe zu diskreditieren. Sie wollen eine Diskussion über die Widersprüche der internationalen Hilfe und über das Image Afrikas anstossen. Das Konzept scheint aufzugehen, meint Kurji. Besonders beliebt sei die Serie bislang bei den echten Entwicklungshelfern in Kenia.