Der Jungreporter Ben Shepard (Shia LaBeouf) hat einen Coup gelandet: Er hat den unscheinbaren New Yorker Anwalt Jim Grant (Robert Redford) als den seit Jahrzehnten gesuchten Linksaktivisten Nick Sloan enttarnt. Sloan war in den 1970ern als Mitglied der Weather-Underground-Organisation neben diversen Bombenanschlägen auch an einem Banküberfall beteiligt, bei dem ein Wächter starb.
Mittlerweile ist Sloan Witwer und Vater einer 11-jährigen Tochter, die er nun als erstes bei seinem Bruder unterbringt, bevor er das Weite sucht. Auf der Flucht vor dem FBI und der Presse kontaktiert er ehemalige Weathermen in der Hoffnung, seine Unschuld am Todesfall beweisen zu können.
Melancholisch gefärbte Erzählung
Der heute 76-jährige Robert Redford hat im Verlauf seiner langen Hollywood-Karriere nur sehr selten Bösewichte oder Antihelden gespielt – in der Regel zeigt er sich als moralisch integre, naturverbundene und vorbildlich agierende Person. Wenn nun also der für seine linksliberalen Positionen bekannte Schauspieler in «The Company You Keep» in einem selbstproduzierten Film einen Ex-Bombenleger verkörpert, dann darf man vermuten, dass er dieser Figur ein gewisses Verständnis, wenn nicht gar grosse Sympathie entgegenbringt.
Doch was hat Redford tatsächlich zur linksradikalen Thematik zu sagen, die er in seinem neusten Werk anschneidet? Eigentlich nichts wirklich Aktuelles. Das Drehbuch interessiert sich kaum für die politischen Extreme von heute, sondern es erzählt in melancholisch gefärbten Tönen von Gerechtigkeitskämpfern aus einer anderen Zeit, in der radikale Protestmittel probat schienen, weil der Glaube an eine Welt jenseits des Kapitalismus noch zum Zeitgeist gehörte. Dass soziale Ungerechtigkeit weiterhin existiert, wird zwar kurz angesprochen, aber es ist nicht die zentrale Aussage des Films.
Familiäre Verantwortung statt Politik
Natürlich schwingt in «The Company You Keep» eine resignierte Note mit – die Einsicht etwa, dass eine Strafverfolgung der späte Preis dafür ist, dass man die Gesellschaft mit Gegengewalt verändern wollte. Doch genau genommen ist Redfords neuste Regiearbeit kein Film über Politik, sondern einer über die Verlagerung einer gewissen Form von Selbstlosigkeit: Früher haben die Protagonisten von «The Company You Keep» für Mittellose, Minderheiten und gegen den Krieg gekämpft – heute sind sie vor allem damit beschäftigt, ihre Familien zu schützen.
Auch der Bürgerrechtsanwalt Jim Grant rennt nicht in erster Linie vor der Justiz davon, um einer gerechten Strafe zu entgehen, sondern weil er eine junge Tochter zu erziehen hat. Diese streng moralische Betonung von familiären Werten im Drehbuch ist sicher keine verquere Botschaft – aber gemessen an der Aufdringlichkeit, mit der sie dem Publikum verkauft wird, wirkt sie zum Schluss doch ziemlich trivial.