Ein Bub mit Cowboyhut und Gesichtsmaske erkundet das Innere einer Wildwest-Show: Da stehen in Schaukästen der grässliche Bär, der mächtige Bison und der Edle Wilde. Edler Wilder? Der schrumpelige Indianer zuckt zusammen, als der verkleidete Bub vor ihn tritt. «Kemo sabe?», fragt der Alte ungläubig.
Tonto heisst der verwitterte Krieger, routiniert verschroben gespielt von Johnny Depp. «Kemo sabe» ist sein Spitzname für «The Lone Ranger», wie sich der maskierte Verfechter des Guten einst selbst nannte: Als Phantom der Gerechtigkeit brachte er auf seinem weissen Hengst «Silver» Schurken und Outlaws zur Strecke. In Rückblenden erzählt Tonto dem jungen Besucher von seinen Abenteuern mit dem stocksteifen Ranger.
Kampf gegen das Böse
Um 1870 soll der junge Anwalt John Reid (Armie Hammer) mit seinem älteren Bruder einen Schwerverbrecher überführen und gerät dabei in einen Hinterhalt: Als einziger Überlebender sinnt Reid auf Rache an den Mördern seines Bruders.
Mit Tonto als spirituellem und leicht derangiertem Guide zieht der maskierte Ranger in den Kampf gegen das Böse, das sich über den ganzen Kontinent auszubreiten droht: Big Business heisst der Killer.
Es ist die Zeit der skrupellosen Eisenbahnbarone und Edelmetall-Räusche. Regisseur Gore Verbinsky und Produzent Jerry Bruckheimer sind ziemlich unverblümt mit ihrer Kapitalismus-Schelte, die ohne Konsequenzen bleibt, aber hübsche Bildmotive liefert: Was der überlange Action-Kracher an Subtilität vermissen lässt, macht er mit epischen Aufnahmen, Slapstick alter Schule und knisternden Einzeilern zumindest teilweise wett.
Kritiker sind die wahren Schurken
«The Lone Ranger» ist Hollywood-Mainstream, der zu unterhalten weiss, aber auch unter enormem Druck steht: Die Filmemacher haben vor zehn Jahren mit «Pirates of the Caribbean» einen Überraschungserfolg gelandet. Der bleibt mit «The Lone Ranger» aus. An den US-Kassen ist der 230 Millionen Dollar teure Film durchgefallen, auch die internationale Auswertung deutet auf einen Flop.
Dass sich die Buchhalter von Disney in der Publikumsgunst verrechnet haben könnten, lassen die Macher allerdings nicht gelten – Schuld an dem Desaster seien nur die übelgelaunten Kritiker, die den Film schon im Voraus verrissen hätten. Ein Fall für den Lone Ranger: «Hi-Yo, Silver! Away!»