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Film & Serien «The Lunchbox» weckt die Sinne und macht Appetit

Zwischen Melancholie, Witz und märchenhafter Romantik: Das Drama «The Lunchbox» ist ein weiterer Beweis dafür, dass Indien mehr zu bieten hat als kitschiges Bollywood.

Die einsame Hausfrau Ila (Nimrat Kaur) will ihrer faden Ehe mehr Würze verleihen – wortwörtlich. Den ganzen Morgen knetet sie Teig, hackt Gemüse und schwingt den Kochlöffel. Alles in der Hoffnung, ein köstliches Mittagessen könnte ihren Mann dazu bringen, ihr mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Ihr Plan scheitert. Der Kurier, der sogenannte Dabbawalla, liefert Ilas Lunchbox an die falsche Adresse. Das Essen landet auf dem Schreibtisch des mürrischen Wittwers Saajan (Irrfan Khan). Als Ila bemerkt, dass nicht ihr Ehemann, sondern ein Fremder ihre Köstlichkeiten isst, schreibt sie Saajan einen Brief. So entsteht nach und nach eine tiefe Beziehung zwischen den beiden.

Das bedeutendste Zitat

«Manchmal bringt dich der falsche Zug zum richtigen Bahnhof», erklärt Saajans lebensfroher Arbeitskollege Shaikh dem grantigen Wittwer. Damit offenbart er gleichzeitig die Prämisse des Films.

Zwei Dabbawallas mit einer Schubkarre voller unterschiedlicher Lunchboxen.
Legende: Dabbawallas, unterwegs mit ihrer köstlichen Fracht. Reuters

Fakten, die man wissen sollte

Sie sind einzigartig: Die «Dabbawallas» in Mumbai. Jeden Morgen holen sie das von Hausfrauen frisch gekochte Essen und bringen es deren Ehemännern direkt ins Büro und wieder zurück. Die rund 5'000 «Dabbawallas» liefern täglich bis zu 200'000 Lunchboxes, reisen dafür kilometerweit mit Fahrrad, Zug und Bussen.

Bemerkenswert ist das Logistiksystem der «Dabbawallas», das sich seit über 100 Jahren bewährt und weltweit Anerkennung findet: Ein Code aus Ziffern, Farben und Buchstaben auf den Lunchboxes. Nur einmal in 16 Millionen Fällen passiert den Lieferanten ein Fehler. Das System der «Dabbawallas» wurde unter anderem von der Elite-Uni Harvard untersucht und sogar Prince Charles hat die Kuriere in Indien höchstpersönlich besucht.

Der Regisseur

Ritesh Batra ist in Mumbai geboren und aufgewachsen. Nach seinem Wirtschaftsstudium zog Batra in die USA. Dort wurde er vom «Sundance Institute» aufgenommen, einer Non-Profit-Organisation, die unabhängige Filmemacher fördert. Einer seiner Mentoren war der Gründer des Instituts, Schauspieler Robert Redford. Batra hat bisher mehrheitlich Kurzfilme gedreht, «The Lunchbox» ist sein erster Spielfilm.

Das Urteil

«The Lunchbox» ist keine kitschige Liebeskomödie, wie man sie aus Bollywood kennt, sondern ein authentisches und feinfühliges Drama. Zeitweise erinnert die Liebesgeschichte von Saajan und Ila an ein romantisches Märchen, doch Ritesh Batra reist den Zuschauer immer wieder zurück in die Realität, ins laute und chaotische Mumbai. Irrfan Khan in der Hauptrolle ist eine Klasse für sich und wird von Batra zu Recht als «derzeit begabtester Charakterschauspieler Indiens» betitelt.

Alles in allem ist «The Lunchbox» ein wunderschöner Film. Die Bilder, die Geräusche und Klänge, das Tempo der Stadt Mumbai und natürlich das Essen – «The Lunchbox» weckt alle Sinne. Ein kleiner Tipp zum Schluss: Nicht mit leerem Magen ins Kino gehen!

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