Der Plot von «The Naked Prey» ist schnell erzählt: Die Arroganz von weissen Grosswildjägern veranlasst die Angehörigen eines afrikanischen Stammes, die Eindringlinge gefangen zu nehmen und zu töten.
Einzig Cornel Wilde, er spielt die namenlose Hauptfigur, bekommt die «Chance des Löwen»: ein Spiel über Leben und Tod, bei dem er von den zehn mutigsten Kriegern gejagt wird. Eine 80-minütige, blutrünstige Verfolgungsjagd beginnt.
Bereits im Vorspann platziert Wilde seine Botschaft: Das Einzige was den Menschen vom Tier unterscheidet, ist die gegenseitige Empathie. Wilde stattet seine Hauptfigur mit einem Gewissen aus: Auf der Flucht legt sich der Grosswildjäger noch mit Sklavenhändlern an.
Vom Western zum Safari-Film
Doch auch die Produktion des Filmes bietet genug Stoff für einen Abenteuerfilm: Vom Studiosystem gelangweilt, gründete Cornel Wilde in den 1950er-Jahren seine eigene Filmproduktionsfirma, die «Theodora Productions».
Die relative Freiheit von den Zwängen Hollywoods bezahlte er jedoch mit sehr knapp kalkulierten Budgets, wenig Drehzeit und viel Improvisation.
«The Naked Prey» war ursprünglich als Western gedacht, nach einer Saga des Trappers John Colter. Wegen Geldmangels versetzte Cornel Wilde die Geschichte ins Afrika des 19. Jahrhunderts. Die Dreharbeiten, bei denen er die Rolle des Produzenten, Regisseurs und Hauptdarstellers gleich selbst übernahm, fanden 1965 während 40 Tagen hauptsächlich in Südafrika statt.
Zwischen Schwarz und Weiss
Gekonnt setzte Wilde die Möglichkeiten des Cinemascope-Verfahrens bei eindrücklichen Landschaftsaufnahmen ein und machte so «The Naked Prey» zu einem der grossen Breitwandfilme der 1960er.
Die weltpolitische Grosswetterlage war jedoch angeheizt. Der Film entstand auf dem Höhepunkt der afro-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Das gab dem Werk eine noch deutlichere politische Komponente.
Zudem schlug die südafrikanische Regierung, die «The Naked Prey» aus Imagegründen logistisch unterstützte, die Proteste gegen ihre zunehmend striktere Apartheidpolitik blutig nieder und verhaftete 1964, ein Jahr vor den Dreharbeiten, Nelson Mandela.
Dieser zeithistorische Hintergrund floss in den Film mit ein. Cornel Wilde wollte sich nicht für die Anliegen der Apartheid instrumentalisieren lassen.
Aus heutiger Sicht bedient sein Film die gängigen Klischees über die «Eingeborenen», trotzdem verpasste Wilde seinem waghalsigen Abenteuerstreifen eine Portion Gesellschaftskritik. Die damals heiss diskutierte Debatte über das gleichberechtigte Zusammenleben zwischen Schwarz und Weiss hat auch 50 Jahre später nicht an Aktualität verloren.