«Ich trage Angst und Schrecken ins tägliche Leben hinein!» So umschreibt Stephen King sein Erfolgsrezept. Von seinen über siebzig Bestseller-Romanen sorgte 2009 seine Phantasy-Geschichte «Under the Dome» für besonderes Aufsehen. Nun wurde sie verfilmt – mit Unterstützung von Steven Spielberg.
Die Geschichte beginnt harmlos. Fast gewöhnlich. Ein Killer (Mike Vogel) vergräbt sein erschossenes Opfer irgendwo im Wald, im Niemandsland. Das alltägliche Verbrechen wäre keine Zeile wert, wenn der Killer an seinem Dodge nicht das vordere Kennzeichen verloren hätte. Denn so fällt er einer Polizeistreife auf. Künstlerpech eines Killers, könnte man sagen. Als dann noch ein paar Kühe die Strasse versperren, hat er endgültig ein Problem. Sein Auto landet verbeult mitten in der Herde, mit platten Reifen.
Friedlich bis zur Scheinheiligkeit
Zur selben Zeit im nahen Städtchen Chester’s Mill: Der junge James «Junior» Rennie (Alexander Koch) hat gerade Angie Mc Alister (Britt Robertson) seine Liebe gestanden. Dafür verpasst sie ihm eine knallende Ohrfeige. Angie will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Dabei waren sie eben noch zusammen im Bett.
Angie ist weg. Und Junior sitzt nackt und gedemütigt in seinem Zimmer. Da reisst ein unheimliches Beben ihn plötzlich aus seiner Trauer. Bilder fallen von den Wänden, Fenster bersten, Dachziegel fliegen. Ein brüllender Orkan rast durchs Städtchen – wie ein Vorbote auf das Jüngste Gericht. Und gleich darauf, wie von Geisterhand gestoppt, ist alles wieder ruhig in Chester’s Mill. Friedlich und bieder bis zu Scheinheiligkeit, wie sich bald zeigen wird.
Leben unter einer Käseglocke
Der Killer hat durch die gewaltige Explosion nun andere Sorgen als die platten Reifen. Direkt vor ihm erscheint mit einem Knall eine riesige durchsichtige Wand. Wie ist das möglich? Eine Kuh ist durch die Glaswand vom Kopf bis zum Schwanz in zwei «Scheiben» geschnitten, die nun auf beiden Seiten der Glaswand kleben und langsam runterrutschen.
Nach der ersten Folge gewinnt Stephen Kings Story mehr und mehr an Tempo und Dramatik. Chester’s Mills Menschen beginnen, sich mit ihrem Schicksal zu arrangieren. Jeder auf seine Art: Die ehrgeizige ehemalige Top-Journalistin aus der Grossstadt – Julia Shumway (Rachelle Lefèvre) – reisst sich den kleinen Radio-Lokal-Sender unter den Nagel. Die Menschen bräuchten News, statt Musik. Noch ehrgeiziger geht James «Big Jim» Rennie (Dean Norris) ans Werk. Als einziger übriggebliebener Stadtrat sieht er seine grosse Chance gekommen.
Ein Sherriff, ein Geistlicher und ein Killer
Bald schon wird klar, das Berühren der Kuppel kann lebensgefährlich sein. Dann, wenn jemand ein elektronisches Gerät mit einer Batterie bei sich trägt. Das erste Opfer ist Sheriff Howard Duke Perkins (Jeff Fahey). Als der die Glaswand berührt, explodiert der Herzschrittmacher, und Chester’s Mill hat keinen Sheriff mehr.
So nehmen Unglückfälle, Machtspiele und Skurrilitäten langsam Besitz von Chester’s Mill. Wenige beginnen zu ahnen: Die Kuppel muss mehr sein als bloss ein gigantisches «Stück Glas».
Stephen King verknüpft seine Protagonisten so hinterhältig und überraschend, dass die Spannung in den ersten Folgen von Mal zu Mal steigt. So befreundet sich der Killer, der sich fortan als «Barbie» vorstellt, mit der Journalistin Julia Shumway. Sie weiss nicht, dass der attraktive und wortkarge Barbie ein Killer ist.
Wie endet die Story?
Im Buch von Stephen King löst sich die Kuppel eines Tages einfach auf. Ob King das Ende seiner TV-Serie auch so schreibt? Sicher ist das nicht. Denn Stephen King sagte einmal zur Verfilmung seiner Bücher: «Kinofilme sind für meine Bücher zu kurz. Die Miniserien haben zwar die richtige Länge; aber sie bestehen bloss aus einem Anfang, einem Mittelteil, einem Mittelteil – und nochmals aus einem Mittelteil.»
Dass die Spannung und das Unheimliche schon in der ersten Staffel in die Köpfe der Zuschauer dringen, ist garantiert. Auf Stephen King ist Verlass.