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Zwei Leute im Schnee, rund um sie ist es dunkel.
Legende: Die einen sehnen sich nach Vergessen, die anderen kämpfen dagegen. (Szene aus «Eternal Sunshine Of The Spotless Mind»). universal pictures

Film & Serien Unvergessliche Filme übers Vergessen

Der Eine will vergessen, der Andere kann sich nicht erinnern. Filme wie «Memento», «Rain Man» und «Eternal Sunshine Of The Spotless Mind» bringen uns die Tücken des menschlichen Gedächtnisses näher. Drei Filme, drei Theorien.

«Eternal Sunshine Of The Spotless Mind» – Vergessen nach Freud

Der Film aus dem Jahr 2004 handelt von einem Paar, das unglücklich verliebt ist. Beide wollen sich trennen. Es schmerzt. Unabhängig von einander wenden sie sich an die Firma Lacuna. Deren Angebot: Unerwünschte Erinnerungen werden innerhalb einer Nacht aus dem Gedächtnis gelöscht. Beide entscheiden sich, die Erinnerungen an den Anderen löschen zu lassen. Doch es treten Probleme auf. Joel (Jim Carrey) merkt während des Löschvorgangs, dass er die Erinnerungen an Clementine (Kate Winslet) nicht verlieren will. Schlafend wehrt er sich, indem er auf imaginärer Ebene mit Clementine zusammen immer tiefer in sein eigenes Gedächtnis flüchtet.

Dieses Gedächtnis liegt für Sigmund Freud im Unbewussten. Alles Erlebte wird hier gespeichert. Ziel der Psychoanalyse ist es, verdrängte Erinnerungen aus der Vergangenheit wieder ins Bewusstsein zu holen. Wenn Joel also im Film immer tiefer in sein unbewusstes Gedächtnis flüchtet, folgt er der psychoanalytischen Methode. Er will Clementine nicht dem Löschvorgang überlassen.

«Memento» – Identität durch Erinnerung nach John Locke

Die Trailer der drei Filme

In «Memento» (2000) will der Protagonist Leonard nicht vergessen, er tut es automatisch: Er leidet an anterograder Amnesie. Er kann keine neuen Erlebnisse in sein Gedächtnis aufnehmen. Alles soeben Erlebte vergisst er wieder. Leonard versucht, dieses ständige Vergessen zu bekämpfen, indem er sich Erinnerungen wie Post-its auf seinen Körper tätowieren lässt und beschriftete Fotos von Personen macht.

Der Film wird aus Leonards Perspektive erzählt, der den Mörder seiner Frau sucht. Mit Leonard zusammen erlebt der Zuschauer die Aufklärung des Mordfalls in chronologisch umgekehrter Reihenfolge. Während die narrative Ebene des Films rückwärts fliesst, läuft der Film selbst natürlich vorwärts. Der Film macht die Krankheit ansatzweise erlebbar.

Leonard muss sich seine Identität also auf seinen eigenen Körper tätowieren, weil er sich sonst nach wenigen Minuten an nichts mehr erinnern kann. Für den englischen Philosophen John Locke bildet der Mensch sich seine eigene Identität anhand von Erfahrungen aus dem Leben. Wenn diese Erfahrungen aber nicht mehr zugänglich sind, weil das Gedächtnis nicht mehr funktioniert, leben wir in der Welt von Leonard. Wir müssten uns immer wieder neu erfinden.

«Rain Man» – Speicherung

Im Gegensatz zu Leonard gibt es Menschen, die ein hochfunktionales Gedächtnis besitzen. Nehmen wir das Beispiel des Savant-Syndroms. Im Film «Rain Man» (1988) spielt Dustin Hoffmann den hochbegabten Autisten Raymond. Er hat aussergewöhnliche Fähigkeiten, aber in alltäglichen Situationen ist er auf Hilfe angewiesen. Raymond kann nicht nur alle Flugzeugabstürze mit Flugnummern und Todesopfern auswendig aufzählen, sondern auch das Telefonbuch innerhalb einer Nacht auswendig lernen. Er hat ein Hochleistungsgedächtnis, wie wir es von Rechnern und Maschinen kennen. Er ist das lebende Beispiel dafür, zu welchen Leistungen das menschliche Gedächtnis fähig ist.

Für den Juristen Viktor Mayer-Schönberger stellt die digitale Welt von heute ein solches Super-Gedächtnis dar. Das Internet speichert Daten über Jahre. Deswegen fordert er die Tugend des Vergessens zurück. Vielleicht wie in «Memento» oder «Eternal Sunshine Of The Spotless Mind».

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