Enrico Oliveri ist Chef der grössten italienischen Oppositionspartei und steckt in der Krise. Politisch machen ihm die miesen Umfragewerte zu schaffen, der Intrigen des Systems ist er längst überdrüssig und privat ist er depressiv. So beschliesst er eines Tages, sich aus dem Staub zu machen und setzt sich heimlich nach Paris zu seiner ehemaligen Geliebten ab.
Die Aufregung in Rom ist gross, als man die Lücke auf der politischen Bühne bemerkt. Um diese schnellstmöglich zu schliessen, hat Oliveris engster Berater einen Plan: Giovanni, der Zwillingsbruder von Enrico, soll eine Weile den Verschollenen mimen. Doch Giovanni, ein exzentrischer und frisch aus der Nervenklinik entlassener Philosoph, meistert seine neue Aufgabe überraschend gut. Mit seinem Charme mischt er die Politszene in Rom gehörig auf.
Das stärkste Zitat
«Ich bin mir absolut bewusst, was das in Rom auslösen wird. Und ich will sehen, was die Idioten ohne mich machen werden.» (Enrico Oliveri, kurz nachdem er bei seiner ehemaligen Geliebten in Paris aufgetaucht ist.)
Fakten, die man wissen sollte
«Viva la libertà» kam in Italien vor einem Jahr ins Kino, also kurz vor den letzten Generalwahlen. Die Politsatire ist von der Realität inspiriert, ist ein Kommentar über das Italien nach der Ära Silvio Berlusconi, dem viermaligen Ministerpräsidenten des Landes.
Regisseur Roberto Andò beschreibt die Situation in seiner Heimat so: «Nach Jahrzehnten mit Berlusconi an der Spitze der italienischen Politik hat sich ein katastrophales politisches System entwickelt. Mittlerweile kann man sich langsam davon befreien, doch in der Vergangenheit entsprach ein Machtwechsel einer wahren Fantasievorstellung».
Der Regisseur
Der Sizilianer Roberto Andò ist im Ausland weniger bekannt, gehört in der Kulturszene seiner Heimat aber zu den sicheren Werten. Der Bühnenregisseur, der vor allem für Theater und Oper inszeniert, hat mit «Viva la libertà» seinen eigenen Roman «Il trono vuoto» adaptiert. Für Andò stand und fiel das Projekt mit dem Hauptdarsteller. Hätte Toni Servillo nicht zugesagt, hätte er den Film nicht realisiert. Das Drehbuch wurde mit dem italienischen Filmpreis ausgezeichnet.
Das Urteil
Auch wenn man nichts von italienischer Politik versteht, kommt man im Film auf seine Kosten: Ein durchgeknallter Philosoph, der seinen Bruder ersetzt und dabei überrascht und verzaubert, weil er kein Blatt vor den Mund nimmt. Daneben ein depressiver Mittfünfziger, der in seiner Vergangenheit schwelgt und versucht, wieder Boden unter die Füsse zu kriegen.
Die Politsatire ist fein gezeichnet und grandios besetzt. Valeria Bruni Tedeschi, Carla Brunis Halbschwester, in der weiblichen Hauptrolle spielt die ehemalige Geliebte des Politikers Oliveri glaubhaft und bezaubernd. Genauso überzeugt Valerio Mastandrea als enger Berater Oliveris und Erfinder des genialen Plans. Für seine Darstellung wurde er mit dem italienischen Filmpreis ausgezeichnet.
Doch das wahre Glanzstück des Films ist Toni Servillo. Erst seine brillante Darstellung macht die Satire zur wahren Komödie. Durch minimale Gestik gelingt es ihm, den Zuschauer sofort erkennen zu lassen, welchen der beiden Zwillingsbrüder er gerade spielt. Eine wahre Kunst.