Viago (Taika Waititi) ist ein aufgestellter, kultivierter, bisweilen leicht pedantischer Vampir, der sich hingebungsvoll um seine drei ebenfalls untoten Mitbewohner kümmert. Doch genug ist genug: Deacon (Jonathan Brugh) hat seit mehreren Jahren nicht mehr abgespült, im Abfluss türmt sich blutiges Geschirr. An der Krisensitzung in der Vampir-WG-Küche fallen harte Worte, die Klärung der Haushaltspflichten mündet in wildes Gefauche.
«What We Do in the Shadows» zeigt den banalen Alltag von vier nicht alltäglichen Zeitgenossen: Sie sind alle etliche hundert Jahre alt, haben spitze Eckzähne, trinken regelmässig frisches Blut, scheuen Kruzifixe, Knoblauch und Sonnenlicht, und sie bleiben in Spiegeln unsichtbar. Ansonsten sind sie nicht weniger menschlich als wir auch. In aller Welt waren sie unterwegs, in Neuseeland sind sie gestrandet, für den Rest ihres, nun ja, Lebens.
Vampirscherze, die nur manchmal zünden
Natürlich gibt es unzählige Scherze, die man sich über Vampire ausdenken kann – und fast alle haben irgendwie Einlass in diesen Film gefunden. Warum Vampire das Blut von Jungfrauen bevorzugen? Der verführerische Vladimir (Jemaine Clement) erklärt es: «Schauen Sie, wenn Sie ein Sandwich essen, dann mögen sie es auch nicht, wenn jemand vorher damit Geschlechtsverkehr hatte.» Pointen dieser Grössenordnung sind dicht gesät, manche zünden, manche weniger.
Spass machen insbesondere die Szenen, in denen die Vampire mit Gadgets der Neuzeit vertraut gemacht werden. Ein menschlicher Freund des Hauses namens Stuart («We're not going to eat Stu», erklärt Viago) stattet die Fürsten der Finsternis mit Mobiltelefonen aus und erklärt ihnen das Internet. «Vorsicht, ein Kruzifix hinter Dir!» lautet die erste SMS, die Deacon erschrocken auf seinem Handy-Display erblickt, während sich Viago, der Verfasser der Botschaft, ob seinem Streich ins Fäustchen lacht.
Eine blutige Sitcom
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Im Grossen und Ganzen gleicht «What We Do in the Shadows» eher einer – sehr blutigen –Sitcom oder einer Sketchshow als einem Spielfilm, aber die hohe Gagfrequenz und die charismatischen Darsteller mit ihrem Sinn für perfektes komisches Timing trösten locker darüber hinweg, dass hier 90 Minuten lang nur ansatzweise eine Geschichte erzählt wird.
Es gibt zwar einzelne Handlungselemente, die im Verlauf des Films wiederholt aufgegriffen und vertieft werden – Viago etwa ist seit Jahrzehnten unglücklich verliebt; Vladimir hat einen Erzfeind namens «The Beast»; es stösst ein neuer Vampir zur WG und mit einigen Werwölfen steht man im Dauerkonflikt – aber all diese Stränge bleiben episodisch und dienen letztendlich nur dazu, zusätzliche Pointen zu generieren.
Daher das Fazit: Nein, grosses Erzählkino ist das beileibe nicht, aber die Lachmuskeln strapaziert es dennoch gewaltig.
Sendung: Kultur Kompakt, SRF 2 Kultur, 31.12.2014, 17.10 Uhr