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Ein Junge in den Bergen.
Legende: Ein mutiger Junge: Jonas Hartmann spielt den «Schellen-Ursli». C-Films

Film & Serien Vom Bilderbuch auf die Leinwand: die Umwege des «Schellen-Ursli»

Xavier Koller hat den «Schellen-Ursli» verfilmt. Mit dem Bilderbuch von Selina Chönz und Alois Carigiet sind Generationen von Kindern aufgewachsen. Wie aber macht man aus einem schmalen Bilderbuch einen 90-minütigen Spielfilm? Drehbuchautor Stefan Jäger über eine intensive Arbeit.

Die Geschichte von Ursli, der sich nicht mit der kleinsten Glocke für den Frühlings-Umzug abfinden mag und darum im Maiensäss die grosse holen geht, kennt heute noch jedes Kind. Regisseur Xavier Koller hat die Geschichte verfilmt. Am 3. Oktober feierte der «Schellen-Ursli»-Film in Chur Premiere. Bis dahin war es ein weiter Weg.

Auf Umwegen

Drehbuchautor Stefan Jäger erzählt: «Die Ursprungsidee war ganz anders als das, was jetzt auf der Leinwand zu sehen ist. Die Umwege machen jede Drehbuchentwicklung aus.»

Der «Schellen-Ursli» ist nur eines von insgesamt sechs beliebten Bilderbüchern, die Selina Chönz und Alois Carigiet geschaffen haben. Da wären zum Beispiel noch «Maurus und Madleina», «Zottel, Zick und Zwerg» oder «Der grosse Schnee». Stefan Jäger dazu: «Die Idee war, dass man mit allen sechs Büchern arbeitet und einen grossen Bogen spannt – immer von der Figur des Schellen-Ursli ausgehend.»

SRF-Koproduktion

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Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hat diesen Film koproduziert .

Die Frage nach Gerechtigkeit

Der «Schellen-Ursli» fasziniert seit Generationen. Für Stefan Jäger ist klar, wieso der Junge aus dem Bünderland auch heute noch begeistert: «Der Schellen-Ursli stellt die Frage nach der Gerechtigkeit. Dieser arme kleine Junge, der die kleinste Glocke kriegt. Auch als Erwachsener weiss man, dass das ungerecht ist. Das ist für mich der Kern der Geschichte.»

Die Geschichte des Schellen-Ursli musste für die Leinwand ausgebaut werden. Denn für einen Spielfilm braucht es mehr – auch mehr Figuren. «Das Motiv der Armut kommt im Film neu hinzu. Die Frage, warum ausgerechnet diese Familie das Schicksal trifft, schon Ende Herbst in den harten Winter einsteigen zu müssen, ohne gerüstet zu sein.»

Grosse Glocke, grosser Moment

Der Höhepunkt der Geschichte bleibt natürlich, als Ursli heil mit der grossen Glocke vom Maiensäss herunterkommt. Auch für Jäger ist das noch immer ein bewegender Moment: «Die Anerkennung, die er findet, weil er Mut beweist, hat mich immer berührt – auch jetzt noch, wenn ich die Geschichte meinen Kindern erzähle. Das ist das Schöne, Starke und Zeitlose an dieser wunderbaren Geschichte.»

Intensive Recherche

Die eigentliche Glockengeschichte findet bloss in den letzten 20 Minuten des Films statt. Vorher wird ganz vieles erzählt, was Kinder oder eine kleine Dorfgemeinschaft beschäftigt.

All das hat Stefan Jäger auf dem Weg zum Drehbuch zusammengetragen: «Wir haben eine intensive Recherche betrieben. Wir haben Menschen interviewt. Ich habe Stunde und Tage in Archiven rumgewühlt. Das alles ist jetzt schlussendlich in den Film eingeflossen. Es ist schön, wie der Regisseur das umsetzten konnte. Wie er seine eigenen Bilder dazugebracht hat. Die Umwege sind etwas Positives, weil sie schlussendlich im Film sichtbar sind.»

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 05.10.15.

Kinostart: 15.10.2015

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