Zum Inhalt springen
Mehrere Menschen arbeiten gebückt auf einem Feld, eine Frau steht.
Legende: Arbeit gehört zum Klosteralltag – auch für die Besucherin Sabine Timoteo. look now!

Film & Serien Wer sitzen bleibt, kommt weiter – Sabine Timoteo auf Zen-Suche

Die Schweizer Schauspielerin Sabine Timoteo ist schon in viele Rollen geschlüpft. Im hypnotisch langsamen Dokumentarfilm «Zen for Nothing» ist sie als sie selbst zu sehen: Timoteo wagt einen Selbstversuch und taucht ein in den Alltag des japanischen Zen-Klosters Antaiji.

Im Wettstreit der Weltanschauungen nimmt der Zen-Buddhismus eine besondere Stellung ein: Er definiert sich nicht als Glauben, sondern formt den Alltag durch Regeln und Rituale, die das Bewusstsein für den Augenblick schärfen.

Mit einem Schlag aus dem Sekundenschlaf

Der Meditation kommt dabei eine besondere Rolle zu: Sie bringt Körper und Geist zur Ruhe. Um diese Selbstversenkung zu erlernen, nehmen besonders westliche Sinnsuchende einen weiten Weg auf sich, zum Beispiel ins malerisch gelegene Kloster Antaiji in Japan. Hier wird Zazen praktiziert, eine Form der Sitzmeditation, bei der die Teilnehmer mit Stockschlägen aus dem Sekundenschlaf geholt werden.

Seit 15 Jahren führt ein Berliner die Tradition des ehemaligen Zenmeisters Kodo Sawaki fort: Er verrichte seine Arbeit wie ein Bäckermeister oder Maurer, sagt der deutschstämmige Abt bescheiden. Ebenso bodenständig ist der Klosteralltag, in den die Besucher eingebunden werden.

Tagwacht ist um vier Uhr in der Früh, Schlafenszeit um neun Uhr abends, dazwischen wird gearbeitet. Platz für individuelle Bedürfnisse gibt es wenig. Doch was nach Zwang klingt, wird als Befreiung von den Zumutungen des Lebens verstanden. Egal ob putzen, essen oder schweigen – nur wer den Augenblick ohne Ablenkung erlebt, ist ganz bei sich.

SRF-Koproduktion

Box aufklappen Box zuklappen

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hat diesen Film koproduziert .

Sabine Timoteo taucht ein

Unter den Gästen ist auch die Schweizer Schauspielerin Sabine Timoteo («Driften»), die in funktionaler Kleidung und klobigen Wanderschuhen anreist. Die Charakterdarstellerin kniet sich wortwörtlich in den Klosteralltag: Timoteo meditiert, kocht Tofu und gärtnert so selbstverständlich, dass ihre Rolle als Sinnsuchende schnell vergessen geht.

Der Dokumentarfilm von Werner Penzel beobachtet Timoteo dabei, wie sie sich in der ungewohnten Umgebung zurechtfindet und mit anderen Besuchern Kontakt aufnimmt. Er sei hier, um sein Profitdenken abzulegen, sagt etwa ein junger Japaner. Eine Frau bezichtigt sich selber, ein schlechter Mensch zu sein.

Mehrere Menschen sitzen in einer Reihe, zwei überreichen sich einen Gegenstand.
Legende: Das Zen-Kloster zieht für die Sinnsuche auch temporäre Besucher an. look now!

Tränen zum Abschied

Andere wiederum suchen die Selbstgenügsamkeit, ohne auf Zigaretten, einen Laptop oder einen elektrischen Bass verzichten zu wollen. Timoteo selbst fühlt sich zunächst von den vielen Vorschriften gegängelt, doch die Weltabgeschiedenheit wächst ihr ans Herz: Bei ihrem Abschied nach einem mehrmonatigen Aufenthalt hat sie Tränen in den Augen.

Der Nebel kriecht, Regen prasselt, Schnee fällt: Es passiert wenig in diesem Dokumentarfilm, das aber in konzentrierter Form. Die Kamera fängt Bilder von hypnotischer Schönheit ein, und sei es nur eine dampfende Tasse, in der sich der Grüntee langsam setzt wie ein aufwühlender Gedanke.

«Zen For Nothing» fühlt sich auf Dauer selbst an wie eine Sitzmeditation, bei der man den Blick nicht mehr von der Leinwand lösen kann.

Kinostart: 2.6.2016

Meistgelesene Artikel