Die Handlung von Thomas Rickenmanns neustem Film «z’Alp» ist rasch erzählt. Es geht um die Alpauffahrt, diesen uralten Frühlings-Brauch, den Schweizer Bergbauern mit Begeisterung am Leben erhalten. «Z’Alp» zeigt, wie Kühe, Schafe und Schweine in den Kantonen Schwyz, Appenzell und Bern auf bis zu 600 Höhenmetern weiter oben gelegenen Bergwiesen getrieben werden.
Rickenmann macht alles selber
Auf einen erklärenden Kommentar verzichtet Rickenmann, da es ihm primär um das Miterleben und Mitfühlen gehe, wie er im Gespäch mit SRF erklärt. Seine hübsch gefilmten Heimat-Oden seien «Wellness für die Seele». Dass er damit vor allem Rentner anspricht, störe ihn nicht. Im Gegenteil: Das traditionsverbundenere Publikumssegment über 60 habe es ihm erst ermöglicht, seinen Job als Elektroingenieur aufzugeben und voll auf die Karte Film zu setzen.
Das Aha-Erlebnis, dass er mit Dokumentationen über die schöne Heimat sein Geld verdienen könnte, hatte er als Operateur in Wattwil. Zu seinem Erstaunen war das Landkino, in dem er arbeitete, immer dann ausverkauft, wenn die Berg- und Hirtenfilme von Erich Langjahr liefen. So schwer kann das nicht sein, dachte sich Rickenmann und machte sich an sein erstes Filmprojekt: als Kameramann, Cutter und Regisseur in Personalunion.
Private Sponsoren helfen bei der Finanzierung
Link zum Thema
Mit den Succès-Geldern seines Erstlings «Schönheiten des Alpsteins» und privaten Sponsoren finanzierte er sich seine nächsten Filmprojekte: die Brauchtums-Dokus «Silvesterchlausen» und «z’Alp». Bei der selektiven Filmförderung des Bundes ist er bisher immer abgeblitzt – auch weil er nie ein Drehbuch vorlegen konnte.
Seine Dokumentationen entstünden erst im Schnitt, erzählt er im Interview auf dem Säntis, da er an den Drehorten jeweils möglichst viel aufnehmen und möglichst wenig inszenieren wolle.
Sein Erfolgsrezept: Keine Konflikte, keine Spannung, viel Idyll
Konflikte blendet Rickenmann in seinen Filmen bewusst aus. In «z’Alp» gibt es zwei Szenen, die sich im Sinne des Spannungsaufbaus für eine Dramatisierung geeignet hätten. Einmal kommt es zu einem Disput zwischen einem hitzigen Autolenker und urwüchsigen Hirten, weil deren Schafherde beim Alpaufzug die Strasse blockiert. Ein andermal bleibt ein Schaf auf halber Strecke liegen, nachdem der Blutkreislauf ins Stocken geraten ist. Beide Szenen sind bewusst kurz gehalten und lösen sich rasch im butterweichen Gesamtgefüge aus lieblichen Bildkompositionen und harmonischen Jodelakkorden auf.
Für die Konfliktarmut seines Films hat Rickenmann eine einfache Erklärung: Er wolle sein betagtes Zielpublikum nicht überfordern oder unnötig mit Problemen belasten – davon gäbe es heutzutage schon genug. Der Bedarf an Kühen und Schafen auf der Leinwand sei in der Schweiz dagegen noch lange nicht gedeckt.
So viel ist klar: Heimatschwelger kriegen von «z’Alp» gleich einen ganzen Schwall idyllischer Naturbilder geboten. Wer sich darauf einlässt, kann das Kino mit einem wohligen Gefühl verlassen – fast wie nach einem Spaziergang im Naturpark oder dem Besuch eines Streichelzoos.