Als Älpler bewirtschaftet man im Sommer die Alp eines Bauern. Man kümmert sich um Vieh und produziert Käse. Umgeben von einem malerischen Alpenpanorama und frischer Bergluft.
Für die Naturfreunde Sarah und Sämi klingt es wie ein Traumjob. 2013 beschliessen sie, den Alpbetrieb des Bauern Fritz im Diemtigtal zu schmeissen. Die beiden Sozialarbeiter aus Luzern haben zwar keine Erfahrung als Sennen, aber hart anpacken können sie. Und strapazierfähig sind sie. Zu ihrem Glück.
Das Älpler-Leben ist kein «Heidi-Hof»
Der Dokumentarfilm «Z’Bärg» porträtiert die Abenteuer der beiden Hobby-Älpler und macht deutlich: Das echte Älpler-Leben ist kein «Heidi-Hof». Das echte Älpler-Leben heisst für Sarah und Sämi jeden Tag im Morgengrauen aufstehen und die 18 Kühe im steilen Gelände zusammentreiben. Stall reinigen, melken, käsen, kochen und sich nebenbei um die anderen Tiere kümmern. Das sind 5 Rinder, 10 Kälber, 6 Ziegen, 6 Schweine und ein paar freche Hühner. Schlafmangel und körperliche Erschöpfung gehören bald zur Routine.
Als Zuschauer ist man immer nah dran. So nah, dass man schon fast das Gefühl hat, mit Sarah und Sämi auf der Alp zu stehen. Regisseurin Julia Tal und ihre Kamerafrau Elena Brotschi beweisen viel Feingefühl bei ihren Aufnahmen. Sie fangen Emotionen ein, ohne aufdringlich zu wirken. Für diese Authentizität schaut man gerne über den einen oder anderen Patzer in den Bild- und Tonaufnahmen hinweg.
Leid und Lästern
Als Zuschauer hat man das Gefühl, dass Sarah und Sämi die Kamera vergessen haben. Sie benehmen sich, als wären sie allein. Vor laufender Kamera klagen sie ihr Leid. Den Bauern Fritz prangern sie sogar der Ausbeuterei an. Hat sich ihr Sommer auf der Alp zum Albtraum entpuppt? Nicht ganz. Als sich der Sommer dem Ende zuneigt und Sämi beim Abendessen stumpf bemerkt: «Morgen holen wir zum letzten Mal die Kühe raus», spürt man die Wehmut bei beiden.
Schliesslich ging es ihnen auch um Freiheit. Einmal frei sein von gesellschaftlichen Zwängen und frei sein vom «Was will ich mit meinem Leben anfangen»-Stress, wie es Sarah so schön auf den Punkt bringt.
Die Dokumentation ist Julia Tals erstes Kinofilm-Abenteuer. Es ist zwar kein perfektes, aber ein durchaus gelungenes Werk. Unverfälscht und ungeschliffen. So wie es z’Bärg eben ist.
Kinostart: 14.1.2016