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Film & Serien Film-Tipp des Tages: «Justiz»

Vor zahlreichen Zeugen erschiesst Regierungsrat Kohler den Universitätsprofessor Winter. Ein Motiv für den Mord fehlt, aber Kohler bekennt sich schuldig. Doch dann bittet er einen jungen Rechtsanwalt, den Fall neu aufzurollen. Ein Gedankenspiel wird zur Racheaktion, die weitere Opfer fordert.

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Mittwoch um 20:00 Uhr auf SRF zwei

Juraprofessor Winter (Hark Bohm) diniert mit seinem ehemaligen Studenten Felix Spät (Thomas Heinze) im ehrwürdigen Zürcher Restaurant Du Théâtre. An den Nebentischen sitzen viele Bekannte, unter anderen ein Staatsanwalt und der Zürcher Polizeichef (Mathias Gnädinger).

Dann betritt der bekannte Regierungsrat Isaak Kohler (Maximilian Schell) das Restaurant, tritt an Winters Tisch, zieht eine Pistole und erschiesst ihn, bevor er seelenruhig das Lokal wieder verlässt. Es ist überhaupt kein Motiv für die Tat auszumachen, doch die zahlreiche Augenzeugen reichen natürlich für eine Verurteilung Doktor Kohlers.

Zweifel am Rechtssystem

Noch im Gerichtssaal wird der junge Anwalt Spät von Kohlers Tochter Helene (Anna Thalbach) angesprochen, die ihren Vater für unschuldig hält. Wenig später macht sie dem mittellosen Juristen ein Angebot: Er soll den Fall ihres Vaters neu aufrollen.

Obwohl er als Zeuge von Kohlers Schuld überzeugt ist, nimmt Spät den dubiosen Auftrag an. Durch seine Nachforschungen taucht er ein in die schmutzigen Geheimnisse der Zürcher Oberschicht. Als gemunkelt wird, er könne den Fall tatsächlich gewinnen, bricht Panik aus. Der junge Anwalt aber beginnt immer mehr am Rechtssystem zu zweifeln, und merkt viel zu spät, dass er zum Akteur in einer ausgeklügelten, perfiden Racheaktion geworden ist.

Maximilian Schell als zwielichtiger Spielmeister

Wie man es aus den Kriminalromanen von Friedrich Dürrenmatt kennt – er starb am 14. Dezember 2015 vor genau 25 Jahren –, ist auch «Justiz» kein einfacher Whodunit, sondern ein komplexer Kriminalfall, der existenzielle Fragen nach Recht, Gerechtigkeit und Moral stellt. Der in Zürich aufgewachsene Oscarpreisträger Maximilian Schell spielt den zwielichtigen Spielmeister Isaak Kohler mit Gusto.

Schell hatte sich ein paar Jahre zuvor bereits mit dem Schweizer Schriftsteller beschäftigt, als er als Regisseur dessen Roman «Der Richter und sein Henker» verfilmte. Auch die weitere Besetzung von «Justiz» – einer deutsch-schweizerischen Koproduktion, die ganz in Zürich spielt – ist ein Glücksfall: Neben Schell sind Thomas Heinze, Anna Thalbach, Mathias Gnädinger und Suzanne von Borsody mit von Partie.

«Faszinierendes intellektuelles Spiel»

Inszeniert wurde «Justiz» von Hans W. Geissendörfer, der durch gepflegte Literaturverfilmungen wie «Die gläserne Zelle» und «Der Zauberberg» bekannt wurde, bevor er 1985 mit «Lindenstrasse» die langlebigste deutsche Soap ins Leben rief. Kritiker wie Hans Messias im «Film-Dienst» waren begeistert von seinem Schweizer Krimi «Justiz»: «Geissendörfer hat diesen grossen moralischen Disput als ein faszinierendes intellektuelles Spiel angelegt, dessen gediegene Inszenierung auf ein Ende zuläuft, das mehrere Seiten hat – wie die meisten Dinge in einer Welt, die immer schwerer zu durchschauen ist.»

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