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Filmfestival Cannes Die Goldene Palme geht an das Drama «Dheepan»

Der Franzose Jacques Audiard gewinnt mit seinem gesellschaftskritischen Film «Dheepan» in Cannes die Goldene Palme. Die Hauptfigur Dheepan ist ein tamilischer Krieger, der nach Paris flüchtet – und sich dort in einem Krieg rivalisierender Gangs wiederfindet.

Ein gesellschaftskritisches Drama räumt in Cannes ab: «Dheepan» des französischen Regisseurs Jacques Audiard erhält die Goldene Palme des Filmfestivals an der Côte d'Azur. Dies gab die Jury der 68. Internationalen Festspiele am Sonntagabend in Südfrankreich bekannt.

Von Sri Lanka mitten in einen Pariser Bandenkrieg

Video
Ausschnitt aus «Dheepan»
Aus Kultur Extras vom 21.05.2015.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 10 Sekunden.

Audiard erzählt im Siegerfilm vom tamilischen Krieger Dheepan aus Sri Lanka. Dieser flieht nach Frankreich, findet dort jedoch weder die erhoffte Freiheit noch Ruhe. Stattdessen findet sich Dheepan in einem sozialschwachen Vorort von Paris mitten in einem Krieg rivalisierender Gangs wieder.

«Ich wollte die Realität nicht per se abbilden», betonte Audiard (63) in Cannes. «Die Gewalt sollte eher im Hintergrund bleiben.» Er habe vielmehr die verschiedenen Facetten Frankreichs darstellen wollen – dazu gehörten eben auch die Sozialbauten in den Vororten.

Ein neuer Blick auf Gewohntes

Szene aus dem Siegerfilm «Dheepan».
Legende: Dheepan muss sich in Paris als illegaler Strassenverkäufer durchsetzen. Paul Arnaud/Why Not Productions

Jacques Audiard habe ein Gespür für soziale Realitäten, schrieb SRF-Filmkritiker Michael Sennhauser im Vorfeld. Die besondere Stärke, so Sennhauser weiter, liege in Audiards Vermögen, dem Zuschauer das vermeintlich vertraute Frankreich mit einem anderen Blick zu zeigen. «Eine Palme für Audiard ist nicht auszuschliessen», meinte Sennhauser – was sich nun bestätigt hat.

In Cannes ist Regisseur Jacques Audiard kein Unbekannter: Bereits 2009 erhielt er für sein Gefängnisdrama «Ein Prophet» den Grossen Preis der Jury. Dieser Preis – die zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals – geht dieses Jahr nun an den Ungar László Nemes und sein Spielfilmdebüt «Saul fia» («Son of Saul»). Der junge Regisseur (Jahrgang 1977) beeindruckte die Jury mit drastischen Bildern aus dem Nazi-Vernichtungslager Auschwitz.

Gleich zwei Schauspielerinnen ausgezeichnet

Als besten Darsteller ehrte die Jury unter dem Vorsitz der US-Regisseure Ethan und Joel Coen den Franzosen Vincent Lindon für seine Verkörperung eines Langzeitarbeitslosen in «La loi du marché». Bei den Darstellerinnen gab es gleich zwei Auszeichnungen: Die US-Amerikanerin Rooney Mara gewann für die Patricia-Highsmith-Verfilmung «Carol» von Todd Haynes, die Französin Emmanuelle Bercot für das Ehedrama «Mon roi» der Regisseurin Maïwenn.

Der Preis der Jury ging an den griechischen Regisseur Yorgos Lanthimos für die düstere Zukunftsvision «The Lobster». Für die beste Regie wurde der Taiwanese Hou Hsiao-hsien mit seinem Kampfkunstdrama «The Assassin» ausgezeichnet. Der Mexikaner Michel Franco wurde für «Chronic» um einen Palliativpfleger mit dem Preis für das beste Drehbuch geehrt.

Sendung: Radio SRF 1, Nachrichten, 24.05.2015, 21 Uhr

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