Der Terrorakt von Nizza im vergangenen Juli hat tiefe Spuren hinterlassen. Seit der Lastwagen-Attacke herrscht an den Uferpromenaden Südfrankreichs erhöhte Alarmbereitschaft. Im Touristenort Cannes erst recht.
Sécurité statt Liberté
Die 70. Ausgabe des Filmfestivals steht ganz im Zeichen der Sicherheit. Also: Sécurité statt Liberté. Jeder Winkel wird überwacht, jeder Besucher als mögliche Bedrohung betrachtet. Big Brother entgeht nichts.
Um an der Promenade de la Croisette gefilmt zu werden, muss man kein Star sein. Überall sind Überwachungskameras. Cannes besitzt das dichteste Netz Frankreichs.
Von Nizza geprägt
In der Gemeinde hängen 550 Kameras. Das macht pro Kamera 140 Einwohner. Allein entlang der Croisette sind 28 Kameras im Einsatz. 24 Stunden pro Tag. Platziert an den sensibelsten Orten.
500 freiwillige Helfer halten nach verdächtigen Personen und Gegenständen Ausschau. «Was in Nizza geschehen ist, hat uns geprägt. Wir haben aus dieser Tragödie unsere Schlüsse gezogen und das Sicherheitsdispositiv weiter verstärkt», sagt Yves Daros, Sicherheits-Chef von Cannes.
Sicherheit spüren, nicht sehen
Die totale Überwachung als Preis für ein bisschen mehr Sicherheit. Die Kameras der Polizei sind zwar nicht versteckt, aber man muss schon sehr genau hinsehen, um sie zu entdecken.
Das ist Konzept: «Cannes tut alles dafür, dass sich die Leute beschützt, aber nicht bedrängt fühlen. Der ganze Sicherheits-Apparat soll unsichtbar bleiben», erklärt Festivalleiter Thierry Frémaux.
Auch dass die Marine den Hafen überwacht, bemerkt man als Gast in Cannes nicht. Die Bilder, die vom Festival um die Welt gehen, werden die schöne, unbeschwerte Seite der Stadt zeigen. Tanzen, winken, wippen – im Schatten der Kameras.