Nur bei jedem vierten Schweizer Film führt eine Frau Regie. Ausserdem erhalten Filmemacherinnen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen weniger Fördergelder. Das zeigt eine neue Studie, die am Filmfestival Locarno diskutiert wurde.
«Die ungleiche Geldverteilung ist beim Spielfilm auffälliger als beim Dokumentarfilm. Den Frauen traut man offenbar weniger zu, Spielfilme zu machen», sagt Ursula Häberlin vom Schweizer Regieverband und Mitinitiantin der Studie. Doch das Problem liege nicht nur bei den Förderstellen, auch die Frauen müssen mutiger sein. Deshalb rückte die Locarno-Veranstaltung «Women in the Industry» erfolgreiche Frauenkarrieren ins Licht.
Männer haben den Tunnelblick
Filmemacherin Bettina Oberli, bekannt für «Die Herbstzeitlosen» und «Tannöd», ist eine von ihnen. Auch sie wünscht sich mehr Frauen hinter der Kamera. Wenn es dazu eine Frauenquote brauche, sei sie dafür: «Was könnte schon passieren? Ich glaube, wir würden keine schlechteren Filme machen.»
Vorherrschend ist noch immer die biologische Argumentation: Männer arbeiten wie besessen, verzichten auf Familie und Freundschaften, Frauen haben ein Leben nebenbei. «Die Filmbranche ist ein Spiegel unserer Sozialisierung», sagt Bettina Oberli. Ein Abbild der Gesellschaft – aber mit einer gewissen Verzögerung. So können sich Kinozuschauer hoffentlich auf mehr Filme von Frauen freuen.