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71. Locarno Festival Meg Ryan: «Ich weiss nicht genau, was ich tue»

Meg Ryan wird in Locarno mit einem Ehrenaward ausgezeichnet. Auftritt einer Schauspielerin, die schon fast vergessen ging.

Was macht nochmal Meg Ryan? Als das Festival Locarno vor ein paar Wochen verkündete, die US-amerikanische Schauspielerin erhalte einen Ehrenleoparden, staunten manche.

Denn in den letzten Jahren gab Ryan eher wegen ihrer Schönheitsoperationen zu reden – nicht wegen ihres Schauspiels. Locarno machte mit dem Award eine Schauspielerin wieder zum Star, obwohl sie in den Augen vieler schon lange keiner mehr war.

«Girl next door» in Locarno

Als «erfrischende und schöne Ikone» kündigt gestern Festivalleiter Carlo Chatrian Meg Ryan an, als er ihr einen Ehrenleoparden übergibt.

Sie enttäuscht das Festivalpublikum in Locarno nicht: Charmant, intelligent und strahlend präsentiert sie sich dem Festivalpublikum und auch später den Journalisten. Sie hat Lust, hier zu sein – Lust zu reden. Über früher, aber auch über heute.

Die Schauspielerin, die nie eine sein wollte

In den 1980er-Jahren kommt Meg Ryan zufällig zum Schauspiel. Als Journalistin muss sie sich ihr Studium finanzieren und findet in der Schauspielerei ihre Berufung: «Ich wusste nicht genau, was ich da tue. Das weiss ich bis heute nicht», lacht Ryan.

Meg Ryans Karriere in sechs Filmen

Über 30 Filme hat Meg Ryan gedreht – Actionfilme wie «Top Gun», Kriegsdramen wie «Mut zur Wahrheit» oder Liebesfilme wie «Stadt der Engel».

Doch Meg Ryan steht vor allem für Romantik mit Witz: «When Harry Met Sally», «Schlaflos in Seattle» oder «E-Mail für dich». Diese Filme prägen in den 1990er-Jahren ihr Image – bis heute.

«Eine romantische Komödie zu drehen, ist wie ein Ballon zu sein in einer Welt voller Nadeln», zitiert Ryan Hugh Grant – und will damit sagen: Romantische Komödien sind nicht nur Kitsch, sondern auch Kunst. Und: Sie kleben am Image der Schauspieler.

Meg Ryan mit dem Ehrenleopard.
Legende: Tierisch stolz: Meg Ryan mit dem Ehrenleoparden. Sabine Cattaneo

Raus aus der Schublade

Als Ryan 2003 in Jane Campions «In the Cut» eine Spannerin statt ein Sweetheart spielt – und harten Sex hat statt einen simulierten Tisch-Orgasmus, missfällt das den Zuschauern. «In the Cut» ist zu krude, zu wenig Kitsch.

«Wenn du mit deinem Image brichst, musst du erst um Erlaubnis fragen», weiss Meg Ryan. Nach «In the Cut» wird es etwas ruhiger um sie. Der Film wird zum Schnitt in ihrer Schauspielerkarriere.

Nicht nur ein Star von früher

2015 führt Meg Ryan erstmals Regie – in «Ithaca», einem Drama mit Tom Hanks. Und auch in Locarno lässt sie durchblicken: Sie ist kein Star, der sich im Ruhm von damals ausruht. Sie will ihre Karriere nochmal anpacken. «Life is too short» steht auf ihrem Unterarm.

Sie hat vor kurzem eine Idee für eine Serie an einen amerikanischen TV-Sender verkauft. Und als Regisseurin möchte sie doch wieder zu ihrem Markenzeichen zurückkehren: Sie will eine romantische Komödie drehen.

Meg Ryan beweist in Locarno: Sie ist mehr als ein gelifteter Hollywood-Star von damals. Sie zeigt sich von ihrer natürlichen Seite. Von der Seite, die sie zum Star machte – und die noch heute umwerfend erfrischend ist. Besonders in der Tessiner Hitze.

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