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Carla Juri vor dem gelbschwarzen Poster des Filmfestivals
Legende: Lob gab es auch für Carla Juri: Die Tessinerin spielt in «Feuchtgebiete» die Hauptrolle. Festival del film Locarno/Sailas Vanetti
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Filmfestival Locarno «Feuchtgebiete»: Gute Noten für den Skandalfilm

Die Bestseller-Verfilmung «Feuchtgebiete» gab in Locarno schon vor der Vorführung viel zu Reden - nun, da der Film zu sehen war, fallen die Reaktionen weitgehend positiv aus. Eine Presseschau.

Regisseur David Wnendt erntete für seinen Film bis jetzt fast nur Zustimmung - auch von der Presse. Zum Beispiel in der NZZ, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen. Martin Walder schreibt da mit fachgerechtem Jargon die wohl amüsanteste Kritik bisher - mindestens so gut zu lesen wie das Buch: «Ein knallbunter Körpersäftecocktail mit echtem und falschem Sperma perlt sehr munter durch die rasante Montage.» Sein Fazit: So sei wieder einmal ein Film besser als das Buch.

Die Welt, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen ist zwar restlos begeistert von der Hauptdarstellerin Carla Juri («atemberaubend gut»), vermisst aber die Hauptbotschaft des Buchs. Nämlich, dass in unserer Gesellschaft Frauen unablässig mit dem Verdacht drangsaliert würden, ihre Körper seien eine Problemzone und müssten geduscht, rasiert, versiegelt werden. Diese Aussage sei durch kleine «Furzkissenstreiche» ersetzt worden. Darum die Vermutung: «Die ‹Feuchtgebiete› geben sich alle erdenkliche Mühe, feucht zu sein, Juri bleibt trocken. Möglicherweise ist das ein Fehler des Films, aber man ist ihm und ihr unendlich dankbar dafür.»

Bei der Tageswoche , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnenist man , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnennur mässig erregt: «Man muss den Film daher nicht gesehen haben. Aber man darf ihn sich zumuten, eintauchen in die Geschichte eines komplexen Mädchens, das körperlichen Komplexen den Mittelfinger zeigt und auf Hygiene pfeift.»

Florian Keller vom Tages-Anzeiger, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen sieht in «Feuchtgebiete» «gut gemachtes Kaugummikino: macht hübsche Blasen, ploppt schön, aber das Aroma hält nicht allzu lang.» Und das «darf schockierend finden, wer will, aber in erster Linie spielt dieser Film mit der Lust am Ekel – und der Lust an der Lust.» Sein Fazit: «Mit der Empörung ist es halt wie mit der Schönheit: Sie liegt im Auge des Betrachters.»

Eine Gegenstimme kommt von der F.A.Z., Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen: «Es hätte der Verfilmung dieses Romans nicht bedurft.» Das (streitbare) Argument: «Als Leser behält man stets die Kontrolle über die eigene Imagination, kann unbehagliche Stellen erst gar nicht an sich heranlassen, sie überblättern oder das Buch weglegen. Diese Möglichkeit zur inneren Distanzierung lässt das Kino nicht. Und so hilft auch alle aufgesetzte Aufgekratztheit der erzählerischen Tonlage nicht, die eingangs eine psychedelische Bakterienlandschaft inszeniert und Helens verpatzte Intimrasur spielerisch mit Mozarts ‹Alla Turca› unterlegt – das abgeklärte Lachen und damit der Versuch, sich das Ganze mit Humor vom Leib zu halten, lässt sich nicht durchhalten.»

SRF-Filmkritiker Michael Sennhauser hält die Verfilmung hingegen für durchaus gelungen: «Hinsichtlich seiner handwerklichen Qualitäten hat der Film dem Buch einiges voraus. Hier wurde ein Gesamtpaket aus Wirkung, Spekulation, Zurückhaltung und gezielter Provokation geschnürt, das funktioniert.»

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