«Une autre vie» ist nicht Mourets erster Film. Mit «L’art d’aimer» war er 2011 auf der Piazza in Locarno und da hätte notfalls auch diese Schmonzette hingehört. Aber ganz sicher nicht in den Wettbewerb. Von der ersten Einstellung an wirkt der Film, als ob ein Drehbuchcomputer eine schlechte Rosamunde-Pilcher-Parodie autoverfilmt hätte.
Die schöne, reiche und unglückliche Pianistin Aurore (Jasmine Trinca) verliebt sich in den Elektriker, der im Haus ihres verstorbenen Vaters die Alarmanlage installiert. Der aber ist verheiratet mit seiner Sandkastenfreundin Dolorès (Virginie Ledoyen) und die setzt alles daran, ihn zu behalten.
Grausames Spiel
Eine Weile sitzt man im Saal und fragt sich, wann endlich die postmoderne Sollbruchstelle dem grausamen Spiel ein Ende setzen wird, die Parodie sich als solche zu erkennen gibt – oder ein blutiger Thriller die Sosse in eine erträgliche Richtung lenken darf. Aber es bleibt dabei: Mouret testet jedes filmische Klischee aus, als ob seine Meloschmonzette nicht ohnehin schon platt genug wäre.
Vor jedem Schnitt weiss man, was im nächsten Frame zu sehen sein wird. Reaction Shots kommen daher wie in einer Käsewerbung die Begeisterung der Vorführesser. Und mittels Zwischentiteln springt man mal drei Monate zurück und wieder fünf Monate vor.
Wenn jemand einen Abschiedsbrief findet, wird er aus dem Off mit der Stimme der Schauspielerin vorgelesen. Geseufzt wird auf den Klippen und im Abend- oder Gegenlicht. Aurore, die schöne Pianistin, fährt einen offenen Alfa und wenn sie ihren Lover in spe mit der Motorjacht über die Bucht fährt, muss niemand die Vertauung lösen. Man steigt einfach ein und fährt los.
Wer im Kino gerne heult, kann hier auf seine Kosten kommen. Mir kam das Heulen schon nach fünf Minuten. The Aurore! The Aurore!