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Junge Menschen in einem Kinosaal, vorne auf der Bühne spricht Sokurov ins Mikrofon
Legende: Teilnehmer der Summer Academy besuchen eine Masterclass mit Regisseur Aleksandr Sokurov. Festival del Film Locarno

Filmfestival Locarno Im Unterricht bei Varda und Argento

Mit der «Filmmakers Academy» bietet das Filmfestival Locarno ein Ausbildungsprogramm für junge Filmemacher. 25 von ihnen konnten eine Woche lang das Festival besuchen und prominente Regisseure und Branchenvertreter treffen.

John Cooper steht im Flur im ersten Stock des Schulgebäudes Magistrale. Verschiedene junge Filmemacher kommen auf ihn zu, geben ihm die Hand, stecken ihm eine DVD zu. Kein Wunder, denn Cooper kann einen Filmemacher weit bringen: Er ist der Direktor des Sundance Filmfestivals, dem renommiertesten Festival für Independent-Filme. In Locarno ist er unter anderem als Dozent für die «Filmmakers Academy».

Treffen mit Branchengrössen

Diese findet in Locarno dieses Jahr zum zweiten Mal statt, im Rahmen des Ausbildungsprogramms «Summer Academy». 25 junge Filmemacher aus aller Welt wurden ausgewählt und sind nun eine Woche lang am Festival dabei. Sie zeigen ihre Filme, gehen gemeinsam ins Kino und treffen sich regelmässig mit gestandenen Grössen wie Agnès Varda, Dario Argento, oder eben, mit John Cooper.

John Cooper spricht auf einem Podium
Legende: John Cooper, Direktor des Sundance Filmfestivals. Keystone

Cooper sitzt in einem Klassenzimmer und beantwortet Fragen. Viele wollen wissen, was man tun muss, um an einem Festival angenommen zu werden. Was sind die Kriterien bei der Auswahl? Wie wichtig ist die Synopsis bei der Eingabe? Cooper ist geduldig, gibt konkrete Tipps: «Wenn ihr schüchtern seid, bringt euren verrücktesten Freund mit an ein Festival», «Erschlagt eure Kritiker mit Nettigkeit».

An Anlässen wie der «Filmmakers Academy» macht er gerne mit, sagt Cooper. «Filmschulen beschäftigen sich kaum damit, welche Möglichkeiten es ausserhalb des Filmemachens gibt.» – denn einen Film zu drehen sei nur das eine. «Es geht immer mehr darum, aus der Masse herauszustechen». Der Vorteil der «Filmmakers Academy» sie es, dass die Information für die Teilnehmer nicht abstrakt sei: «Sie sind an einem Festival, sie sehen, wie es funktioniert».

Eine Message an Jungregisseure

Das sei auch das Ziel, sagt Stefano Knuchel, der Leiter der Summer Academy: «Das sind alles gute Filmemacher. Man muss ihnen nicht zeigen, wie man eine Kamera bewegt». Stattdessen gehe es darum, Erfahrungen zu sammeln, Leute kennenzulernen. Er will jungen Filmemachern Mut machen: «Wir senden eine Message: ‹Das Festival hat dich wahrgenommen. Wir verfolgen, was du tust.›»

Locarno habe den Vorteil, dass es ein «grosses kleines» Festival ist: Es kommen renommierte Filmemacher hierher und trotzdem herrsche eine entspannte Atmosphäre. Die Bereitschaft erfolgreicher Künstler mit jungen Regisseurinnen zu sprechen, erstaune ihn immer wieder: «Agnès Varda blieb gleich für 2 Stunden, der Kameramann Luca Bigazzi nahm sich sogar einen ganzen Tag Zeit».

Inspiration gewinnen

Die Inspiration scheint bei den Teilnehmern anzukommen. Krzysztof Skonieczny, ein polnischer Regisseur und Produzent, sagt, der Kurs gebe ihm Mut, seinen Weg weiterzugehen: «Wir sind hier eine kleine Gemeinschaft für eine Woche, die voller Leidenschaft für das Kino ist», sagt er. Er könne hier Neues entdecken und Inspiration gewinnen.

Auch Vladimir de Fontenay, ein französicher Regisseur, der in New York lebt, nimmt aus Locarno eher Inspiration und Mut mit nach Hause denn neues Wissen: «Ich weiss nicht, ob ich das von hier mitnehme, oder ob das hier nur verstärkt wurde: Vertrauen in das, was ich zu sagen habe».

Unterwegs zum nächsten Film

John Cooper zumindest rechnet den Teilnehmern der Filmmakers Academy gute Chancen aus: «Sie scheinen alle sehr bereit dafür, eine Karriere zu haben. Sie scheinen auf direktem Weg zu ihrem ersten oder zweiten Langfilm zu sein.»

Viele der jungen Filmemacher hoffen, irgendwann mit einem eigenen Film nach Locarno zurückkehren zu können. Stefano Knuchel hätte da nichts dagegen: «Wir verfolgen die Teilnehmer und ihre Projekte weiter. Es wäre das grösste, wenn wir sagen könnten: ‹Wir waren vom Anfang dabei und haben an dich geglaubt›».

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