In einem kleinen Theater in Locarno, ganz nah am Festivaltrubel, war am Freitag laute Kritik zu hören. Die Aktion BDS Schweiz hatte zur Pressekonferrenz geladen. Bereits im April hatte sie einen Aufruf an das Filmfestival veröffentlicht, ihre Petition wurde von über 200 Filmschaffenden unterzeichnet.
Zu den Unterzeichnenden zählen auch Schweizer Künstler, die selbst am Festival präsent sind: die Regisseurin Stina Werenfels etwa, oder der Animationsfilmer Georges Schwizgebel. In der Erklärung fordern die Filmemacher die Festivalleitung dazu auf, die Kooperation mit Israel zu überdenken.
Die Unterzeichnenden kritisieren, dass das Festival für die Sparte «First Look» mit dem Israeli Film Fund zusammenarbeitet, der vom israelischen Aussenministerium unterstützt wird. Damit lasse sich das Festival von der israelischen Regierung instrumentalisieren.
Das Festival hat auf die Kritik reagiert, indem sie die ursprünglich «Carte blanche» betitelte Sektion in «First Look» umbenannte. Dadurch wollte es verhindern, dass der Titel der Sektion als Freipass, als «carte blanche», missverstanden werden könnte, heisst es in der Stellungnahme. Die Auswahl der Filme obliege gänzlich der künstlerischen Leitung des Festivals.