Ein neunjähriges Mädchen hängt am Rockzipfel ihrer Mutter – wortwörtlich. Sie will nicht, dass ihre Mama mit dem neuen Freund einkaufen geht. Das Mädchen heisst Zaineb und der Freund der Mutter steht neben ihr im Wohnzimmer. Auch die Tochter des Freundes ist dabei.
Dabei in den intimsten Momenten
Die Situation eskaliert; das Drama nimmt seinen Lauf. Nach langer Diskussion lässt die Tochter die Mutter endlich gehen. Die zwei Mädchen bleiben zu Hause. Die Kamera auch.
Gedreht hat die Bilder die tunesische Regisseurin Kaouther Ben Hania. Sie kommt den Protagonisten nahe, selbst in den intimsten Momenten ist sie dabei. Das ging nur, weil sie selbst zur Familie gehört: Die Mutter von Zaineb ist Ben Hanias Cousine.
Die Freunde muss sie zurücklassen
Ben Hanias Doku erzählt uns die Geschichte der Auswanderung und Heirat von Zainebs Mutter durch die Augen ihrer jungen Tochter.
Dieser Blickwinkel ist spannend, weil das Kind die Dinge ganz anders sieht als ihre erwachsene Mutter.
Zaineb befindet sich auf der Suche nach sich selbst, nach ihrer Identität. Dass sie gleichzeitig ihr Heimatland Tunesien verlassen muss, macht die Aufgabe nicht einfacher. Vor allem, weil sie beim Auswandern nach Kanada ihre Freunde zurücklassen muss.
Wie Zaineb Probleme meistert
Zu Beginn tut Zaineb sich schwer, die Entscheidung ihrer Mutter zu akzeptieren. Der Fillmtitel «Zaineb n'aime pas la neige» kann als Metapher für ihre anfängliche Ablehnung verstanden werden.
Die Langzeitdokumentation zieht einen in seinen Bann. Man kann der heranwachsenden Zaineb zuschauen, wie sie nach und nach verschiedene Phasen und Probleme meistert.
Die Kamera ist immer unmittelbar dabei. Man leidet mit und fühlt sich bisweilen in die eigene Jugend zurückversetzt. Ein kleiner, grossartiger Film über die spannende Zeit der Pubertät.