Zum Inhalt springen

Filmfestival Locarno «Ziel ist es, zu überraschen» – der Locarno-Fotograf im Interview

Er holt in Locarno die Prominenz vor die Linse: Alessio Pizzicannella ist der offizielle Fotograf am Filmfestival. Ein Job, der vom Zeitdruck bestimmt wird. Ein kurzes Gespräch vor einem Shooting.

Alessio Pizzicannella

Box aufklappen Box zuklappen

Alessio Pizzicannella hat sich international als Musikfotograf einen Namen gemacht. Er fotografierte u.a. die Band Metallica, die Rolling Stones oder U2. Seit 2012 wohnt der gebürtige Italiener in Locarno. Er gestaltet das Cover des offiziellen Festival-Magazins «Pardo Live», das während des Festivals täglich erscheint.

Sie sind ein bekannter Fotograf im internationalen Musikbusiness – inwiefern ist die Arbeit fürs Filmfestival anders?

Einerseits ist es einfacher: Schauspieler sind gewohnt, vor der Kamera zu sein – anders als Musiker können sie Anweisungen sehr rasch umsetzen. Die Herausforderung hier ist das Time-Management. Ich habe jeweils bloss 10, 15 Minuten Zeit für ein Shooting. In so kurzer Zeit eine Bildidee zu entwickeln, ist nicht einfach. Normalerweise mache ich zehn Covers pro Jahr – hier sind es zehn Covers in zehn Tagen.

Und wie bringen Sie die Menschen dazu, dass sie sich in so kurzer Zeit vor der Kamera wohlfühlen?

Man sagt, Porträtfotografie ist 90 Prozent Psychologie – nur 10 Prozent ist Fotografie. Aber ehrlich gesagt habe ich keine spezielle Technik, der Umgang mit der Person kommt einfach natürlich. Wahrscheinlich deshalb, weil ich diese Arbeit schon so lange mache.

Das heisst, der Umgang mit den Stars fällt Ihnen leicht? Auch mit einer Grösse wie Sir Christopher Lee vor der Kamera?

Christopher Lee war super, sehr charmant und locker – zum Glück für mich: Es war mein erstes Shooting hier, und ich war extrem nervös und eingeschüchtert. Gleichzeitig war es auch das erste Titelbild, und das sollte etwas wirklich Aussergewöhnliches werden. Aber es war dann ganz einfach, denn Christopher Lees Gesicht ist bereits spannend an sich – entsprechend stark wurde das Bild. Bei Faye Dunaway war es gerade umgekehrt: Wir wollten kein «hartes» Bild – eher eines, das ihr schmeichelt.

Und war sie ebenfalls so locker wie Christopher Lee?

Männer sind immer einfacher zu fotografieren. Es war schon nicht das Gleiche wie mit Christopher Lee. Eine Frau wie sie, die während ihres ganzen Lebens fotografiert und von den besten Fotografen aufgenommen wurde, weiss genau, was sie will – und was sie nicht will. Es war schwierig, aber mit dem Resultat bin ich nun ganz zufrieden.

Welches Konzept haben Sie für die Coverbilder?

Mein Ziel ist es, die Festivalbesucher jeden Tag mit einer anderen Art Titelbild zu überraschen. Ich mache mir dadurch das Leben schwer ... Ich lege den Ort des Shootings ja nicht selber fest – dieser wird bestimmt durch den Tagesablauf des Stars. Was oft bedeutet, dass wir im Hotel shooten – übrigens meist im selben Hotel, da die Stars fast immer am selben Ort wohnen. Hier kreativ zu sein, das ist die Herausforderung.

Meistgelesene Artikel