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Filmset: Regisseur neben einem Kamermann
Legende: Klimafreundlich, weil lokal produziert: Regisseur Fatih Akin bei Dreh von «Der goldene Handschuh» in Hamburg. Bombero Int. / Warner Bros.Entertainment / Boris Laewen

Grüne Filmproduktion Verantwortungsvolle Regisseure radeln zum Dreh

Am Filmfestival Locarno wird diskutiert, wie das Filmemachen grüner werden kann.

Filme verursachen Schadstoffe: Allein die Produktionen, die in der Stadt London gedreht werden, verursachen gleichviel CO2 wie 24'000 Haushalte.

Mit dieser unbequemen Wahrheit wurden am Filmfestival Locarno interessierte Branchenvertreter konfrontiert. «Green Filmmaking» hiess die Verantaltung der Stiftung Focal, die Filmschaffende sensibilisieren wollte – und Ansätze vorstellte, wie die Situation verbessert werden kann.

Film ist Geld und Zeit

Eine Pionierin auf diesem Gebiet ist Christiane Dopp von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein. Sie versucht Filmproduktionen dazu zu bringen, ihren ökologischen Fussabdruck zu verkleinern. Das sei schwierig, erzählt sie: «Produzenten sagen zu mir: ‹Wir haben Geld- und Zeitnot! Wir können uns doch nicht auch noch um Umweltschutz kümmern!›»

Doch – findet Dopp. Auch die Filmindustrie sei in der Pflicht, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Deshalb wurde in Hamburg der «Grüne Drehpass» eingeführt: Ein Zertifikat, das Produktionen auszeichnet, die sich um Schadstoffreduktion bemühen.

Sieben Personen stehen nebeneinander und schauen in die Kamera. Einer hält einen grünen Zettel.
Legende: Christiane Dopp (2. von links) überreicht der Crew des «Tatort: Alles was Sie sagen» den grünen Drehpass. Wüste Film

Wer den grünen Drehpass möchte, muss konkrete Massnahmen vorweisen: Dass der Strom am Set nicht aus Generatoren kommt, zum Beispiel. Dass beim Catering kein Plastikgeschirr verwendet wird. Oder dass die Crew nicht im Auto zur Arbeit kommt.

Grün bedeutet nicht immer teuer

«Die grössten Hebel sind der Energieverbrauch und der Transport», sagt Dopp. Als positives Beispiel nennt sie den Film «Der goldene Handschuh» von Fatih Akin. Der wurde komplett in Hamburg gedreht, drei Viertel der Crew seien mit dem Fahrrad zur Arbeit gekommen.

Der Film ist eine von rund 150 Produktionen, die den grünen Drehpass seit seiner Einführung 2011 erhalten haben. «Wir stehen noch ganz am Anfang», sagt Dopp. Vorerst gehe es darum, ein Bewusstsein zu schaffen. Und zu zeigen, dass eine grüne Filmproduktion nicht unbedingt Mehrkosten bedeute.

Die Debatte ist lanciert

Auch in der Schweiz steht die Entwicklung erst am Anfang. Initativen wie den grünen Drehpass gibt es noch nicht. «Wir müssen uns dem Thema annehmen», sagt Ivo Kummer, Filmchef beim Bundesamt für Kultur: «Wir haben die Debatte angestossen und prüfen, welche Massnahmen sich künftig umsetzen lassen.»

Dass eine Filmproduktion Massnahmen zur Schadstoffreduktion vorweisen muss, damit sie Fördergelder beantragen kann, ist laut Kummer denkbar.

Zwei Frauen stehen nebeneinander
Legende: Wenn die neuen Schweizer «Tatort»-Komissarinnen Carol Schuler und Anna Pieri ermitteln, soll die Klimabilanz stimmen. SRF / Daniel Winkler

Der «Tatort» soll grüner werden

Auch Urs Fitze, Leiter des Bereichs Fiktion bei SRF sieht Handlungsbedarf: «Wir stehen hier in der Verantwortung», sagt er. SRF hat deshalb ein Pilot-Projekt gestartet: Es wurde analysiert, wieviele Schadstoffe bei einem «Tatort»-Dreh entstehen. 38 Tonnen CO2 hat der letzte Luzerner «Tatort» verursacht – das entspricht der jährlichen CO2-Aufnahme von 304 Laubbäumen.

Im Vergleich mit «Tatort»-Produktionen aus Deutschland ist dieser Wert relativ gut. Es gibt aber noch einige Möglichkeiten, ihn zu senken, etwa bei den grössten Schadstoff-Verursacher beim Luzerner «Tatort»: Hotel-Übernachtung und Transport.

«Anhand dieser Daten werden nun Massnahmen erarbeitet, mit denen beim nächsten Schweizer ‹Tatort› die Schadstoff-Menge verringert werden kann», erklärt Fitze.

Solche Massnahmen stimmen Christiane Dopp zuversichtlich: Auf dem Weg zu einer grünen Filmindustrie gehe es zwar nur in kleinen Schritten voran, doch es passiere derzeit unglaublich viel: «Die Marschrichtung stimmt jetzt», sagt sie. «Und es gibt keinen Weg zurück».

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