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Filmfestival Locarno Sam Peckinpah: Keine Zeit für Helden

Der notorisch kompromisslose US-Regisseur Sam Peckinpah (1925–1984) wird bis heute mit lärmigen Schiessereien und provokanter Gewaltästhetik assoziiert. Dabei sind seine Filme auch faszinierende Abgesänge auf eine Welt ohne moralischen Kompass.

Die Tonspur: ohrenbetäubender Kugelhagel. Das Bild dazu: schmerzverzerrte Gesichter von getroffenen, alten Männern; ein erschlagendes Ballett aus Kugeln, gekrümmten Körpern und in Zeitlupe spritzendem Blut. Die Schiessereien im Spätwestern «The Wild Bunch» (1969) waren für ihre Zeit derart prägend, dass ihr Macher lange darauf reduziert wurde.

Retrospektive in Locarno

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Legende: Warner Bros.

Das 68. Filmfestival von Locarno widmet die diesjährige Retrospektive dem legendären Spätwestern-Poeten Sam Peckinpah.

Sam Peckinpah war ein Vierschröter, ein Aussenseiter, ein sturer Bock. Ein harter Trinker obendrein, der stets zu seinen raubeinigen Schauspielern hielt, ansonsten aber auch gerne Produzenten vom Set verjagte, wenn sie ihm vorschreiben wollten, was in finanzieller oder künstlerischer Hinsicht zu tun sei.

Kampf gegen die Doppelmoral

Peckinpah war ein problematischer und daher faszinierender Fall: ein Meister der Montage, der sein Publikum oft gegen seinen Willen zum Voyeur von Brutalität machte und sich deswegen harte Kritiken einholte, gar den Vorwurf des Faschismus.

Bezeichnend ist, dass die Filmkritikerin Pauline Kael, die Peckinpah diesen Vorwurf machte, gleichzeitig zu seinen grossen Bewunderern gehörte: Sie deutete seine Obsession mit verlorenen, verkommenen und verräterischen Antihelden schlicht als seinen persönlichen Kampf gegen die Doppelmoral Hollywoods.

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