Wer mit Paul Safranek (Matt Damon) kein Mitleid hat, der hat ein Herz in Erbsengrösse. Der bünzlige Amerikaner unterzieht sich einer neuen Prozedur, mit der Menschen auf rund zwölf Zentimeter geschrumpft werden.
Die wissenschaftliche Methode soll eigentlich Ressourcen sparen und damit den Planeten retten. Viele, wie Safranek und seine Frau Audrey (Kristen Wiig), möchten aber vor allem die Lebenskosten senken, um sich ein luxuriöses Leben zu leisten.
Die kleinen Freuden des Lebens
Pauls Problem: Als er nach der Behandlung aufwacht, muss er feststellen, dass Audrey kurzfristig einen Rückzieher gemacht hat und in voller Grösse von dannen gezogen ist. Paul hangelt sich von da an alleine durch sein trostloses Leben in der Mini-Gesellschaft.
Aus seiner Lethargie holen ihn sein serbischer Nachbar, der Lebemann Dusan (Christoph Waltz), und dessen vietnamesische Putzfrau Ngoc Lan (Hong Chau). Sie ist eine Aktivistin, die im Gefängnis zwangsgeschrumpft wurde. Versteckt in einem TV-Karton flüchtet sie in die USA. Die beiden zeigen Paul die grossen und kleinen Freuden des Lebens.
«Die Welt braucht Arschlöcher»
«Downsizing» ist ein bisschen von allem: Gesellschaftskritik, Apokalypsenfilm, Romanze und Sci-Fi. Das Ganze ausgedehnt auf über zwei Stunden. Es funktioniert: Obwohl zwischendurch etwas langatmig, bleibt der Film unterhaltsam.
Regisseur und Drehbuchautor Alexander Payne («The Descendants», 2011) schafft es, Tragik und Komik zu verbinden. Für beste Unterhaltung sorgt Schauspieler Christoph Waltz.
Für einmal spielt Waltz keinen Bösewicht, sondern einen partyliebenden Kleinkriminellen, der immer einen Spruch auf den Lippen hat: «Die Welt braucht Arschlöcher. Wo sonst soll die ganze Scheisse rauskommen?»
Ein weiteres Highlight: Schauspielerin Hong Chau. Bisher spielte sie meist kleinere Rollen etwa in TV-Serien wie «How I Met Your Mother» oder im Film «Inherent Vice» (2004).
In ihrer ersten Hauptrolle überzeugt die Schauspielerin als vietnamesische Rebellin mit resoluter Schale, aber verletzlichem Kern. Neben ihr geht sogar Superstar Matt Damon als bemitleidenswerter Paul Safranek etwas unter.
Zehn Stunden warten auf Matt Damon
«Downsizing» feierte seine Premiere als Eröffnungsfilm der 74. Filmfestspiele in Venedig. Er läuft im Wettbewerb als Bester Film. Am Eröffnungsabend war klar, wer der grosse Star des Abends war: Bis zu zehn Stunden warteten Fans am roten Teppich auf ihren Matt Damon.
Die Schweizer Damon-Fans müssen sich sogar noch länger gedulden. «Downsizing» wird voraussichtlich erst im Januar 2018 in unsere Kinos kommen.
Doch das Warten lohnt sich: «Downsizing» entlässt die Zuschauer gut gelaunt, regt aber auch zum Nachdenken an. Über Probleme jeder Grössenordnung und darüber, was man im Kleinen – und als Kleiner - alles bewirken kann.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kulturnachrichten, 31.8.2017, 7.20 Uhr.