«Wir sind ausgerastet!» – Flurin Giger meint natürlich vor Freude. Der Regisseur erzählt, er hätte es zuerst nicht glauben können, dass sein erster Kurzfilm «Ruah» am Filmfestival in Venedig gezeigt wird.
Vor der Katastrophe
Bereits der Titel seiner Regiearbeit regt zum Nachdenken an: Ist das «Bündnerdütsch» und bedeutet Ruhe? «Eigentlich wird der Titel ‹Ruach› ausgesprochen und ist unter anderem hebräisch für Wetterphänomen», verrät uns der Jungregisseur.
In seinem Kurzfilm «Ruah» geht es darum, wie verschiedene Figuren auf eine unausweichliche Situation reagieren. Ist es der Weltuntergang? Eine Atomkatastrophe? Das lässt der Film bewusst offen. Klar ist nur: Die Menschen wissen, dass etwas Schreckliches kommt, etwas, das sie umbringen wird.
Mit null Franken im Portemonnaie hat Flurin Giger das Projekt begonnen. Am Schluss kostet ihn der Kurzfilm 35'000 Franken. Das meiste stammt von Verwandten und Freunden. «Alles kleine Beträge – aber ganz viele», schmunzelt er.
Provozieren soll der Film
Der gebürtige Bündner wünscht sich, dass die Zuschauer in Venedig über den Film reden: «Wenn die Hälfte ihn nicht gut und die andere Hälfte ihn gut findet, dann habe ich mein Ziel erreicht.»
Bis jetzt arbeitete der 21-Jährige als Schauspieler. Seine erste Filmrolle hatte er im Schweizer Drama «Unter der Haut» (2015). Zwei Kurzfilme folgten.
2016 war er in dem SRF-koproduzierten Drama «Lina» zu sehen – ein TV-Drama, das sich mit der Problematik der fürsorglichen Zwangsmassnahmen in der Schweiz der 1960er-Jahren beschäftigt.
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Generation Z mit Visionen
Ist er Regisseur oder Schauspieler? Diese Frage wird ihm oft gestellt. Momentan möchte er nichts ausschliessen und mit beidem weitermachen: «Egal, ob ich gerade als Regisseur oder Schauspieler tätig bin, ich kann immer etwas für die andere Seite dazulernen.»
Flurin Giger, ein 21-Jähriger mit Visionen, der sich keine Grenzen setzt. Er belegt, dass die Behauptung, die Generation Z, geboren zwischen 1995 und 2010, würde sich nur für Party und Pokémon interessieren, einfach Quatsch ist.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, 01.09.2016, 06:50 Uhr