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Kristen Stewart in einem schicken Funkelkleid.
Legende: Kristen Stewart spielt ein Medium, das auf ein Zeichen aus dem Jenseits wartet. Carole Bethuel

Filmfestival Zürich Chic, Schock und Kristen Stewart

Mit «Personal Shopper» ist dem Regisseur Olivier Assayas eine amüsante Verquickung von Lifestyle, Kunst und Spiritismus gelungen. Kristen Stewart spielt eine Kaufberaterin, die in Paris auf den Geist ihres verstorbenen Bruders wartet – und dabei auf viele Erscheinungen zweifelhafter Natur trifft.

Kristen Stewart hatte in ihrer Rolle als Assistentin von Juliette Binoche in «Sils Maria» nicht nur das Publikum und die Kritiker bezirzt, sondern offensichtlich auch den Regisseur. Jedenfalls hat Olivier Assayas sie in «Personal Shopper» wieder als Assistentin eines Stars besetzt. Bloss spielt Stewart diesmal tatsächlich die Hauptfigur.

Maureen arbeitet als persönliche Einkäuferin für Kyra (Nora von Waldstätten), einen nicht weiter definierten französischen Star. Sie kauft also ein: Kleider, Schmuck und Accessoires.

Medium mit Herzfehler

Maureen hasst den Job, eigentlich interessiert sie sich für Kunst, zum Beispiel für die Malerin Hilma af Klint (1862 bis 1944), welche lange vor den bekannten männlichen Künstlern die abstrakte Malerei erfunden hat. Die sehr spiritistisch veranlagte Künstlerin bestand allerdings darauf, dass ihr Wesen aus dem Jenseits die Kunstwerke in Auftrag gegeben hätten.

Maureen ist selbst ein Medium, und sie ist ein Zwilling. Zumindest war sie es, denn ihr geliebter Bruder ist am gleichen Herzfehler gestorben, den sie auch hat. Nun bleibt sie in Paris in der Hoffnung, dass er ihr das vereinbarte Zeichen aus dem Jenseits geben wird. Darum braucht sie den Job bei Kyra.

«Personal Shopper» ist ein verspielter Film und – wie oft bei Assayas – auch ein Spiel mit dem Genrekino. Die nebulösen Geistererscheinungen nehmen zuweilen sehr gruslige Erscheinungen an. Und Lars Eidinger ist im Film, der geniale deutsche Schauspieler, der auch bei Assayas nicht bloss der Ex-Liebhaber von Kyra ist, als der er sich vorstellt.

Angetippte Vielfalt

Olivier Assayas ist ein kreativer Eklektiker, ein Sammler und Bastler des Kinos mit einem guten Gespür für das Mysteriöse und das Undurchsichtige in der Filmgeschichte. Bei ihm ist die Lust an der angetippten Vielfalt grösser, als der Wille zur erzählerischen Dichte oder zur ästhetischen Konzentration.

Das macht «Personal Shopper» definitiv nicht zu einem grossen Kunstwerk, nicht einmal zu einem grossen Film. Aber zum vielseitigen Vergnügen mit Chic, Schock und Stewart. Das kann sich sehen lassen.

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