«Sie haben mich durch einen Hund ersetzt.» Toño arbeitet als Wächter auf einem Autofriedhof. Schon in der ersten Szene von «La delgada línea amarilla» muss der melancholische Mexikaner seine Sachen packen. Er ist fristlos entlassen. Sein Nachfolger: ein aggressiv bellender Hund.
Job an der glühend heissen Sonne
Zufällig begegnet Toño seinem ehemaligen Chef. Dieser hat ihn in bester Erinnerung und besorgt ihm einen neuen Job. Toño muss in 15 Tagen den Mittelstreifen einer Strasse im mexikanischen Bundesstaat San Luis Potosí neu malen.
Die Strecke ist 217 Kilometer lang und die Sonne ist heiss. Für die Aufgabe steht Toño ein Team von vier Mitarbeitern zur Seite. Knackpunkt: Es sind alles unerfahrene Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Ein Team mit Konfliktpotenzial
Da ist Atayde, ein kleiner, fröhlicher Typ, der früher im Zirkus gearbeitet und immer etwas zu erzählen hat. Der bullige Gabriel war einst Lastwagenfahrer, musste aber aufhören, weil er langsam erblindet. Mario ist ein ehemaliger Knacki, der wegen Diebstahl im Gefängnis sass. Der rebellische Teenager Pablo will seinem Bruder in die USA folgen.
Klar, dass diese – etwas stereotypische – Konstellation zu Konflikten führt. Der rebellierende Pablo hört ständig Musik, was den Chef Toño auf die Palme bringt. Ex-Knacki Mario macht seinem Ruf alle Ehre. Eines Nachts haut er mit dem Wagen ab und lässt seine Kameraden in der Wüste zurück.
Aber die Arbeit auf der Strasse schweisst die Männer auch zusammen. Um Geld zu sparen, übernachten sie unter freiem Himmel. Am Lagerfeuer erzählen sie sich Geschichten aus ihrem Leben.
Weg mit den Grenzen
Die dünne, gelbe Linie – das ist die Übersetzung des spanischen Titels «La delgada línea amarilla». Linien grenzen ab, trennen. Der mexikanische Regisseur Celso García benutzt den gelben Mittelstreifen als Metapher.
In dieser Zeit, in der Intoleranz und Rassismus zunehmen, in dieser Zeit, in der Präsidentschaftskandidat Donald Trump eine undurchdringliche Mauer zwischen den USA und Mexiko bauen will, fordert García mit seinem Film: Weg mit Grenzen. Ausgrenzung und Abschottung sind nie eine Lösung.