Ein Rubik‘s Cube, eine «Pole»-Tänzerin, ein Hotelzimmer, das sind die Ingredienzen, die Oliver Stone benutzt um die Geschichte rund um Edward Snowden zu dramatisieren.
Der Rubik‘s Cube Würfel steht am Anfang des Filmes «Snowden». Der scheue Computeranalyst Edward Snowden (Joseph Gordon-Levitt) trifft in Hong Kong auf die Journalisten Laura Poitras und Glenn Greenwald. Sein Erkennungszeichen ist der Würfel.
Unbeschwerte Tänzerin und paranoider Nerd
Derselbe Würfel ist es, der im Film die zentrale Rolle spielt, als Snowden die Daten herausschmuggelt, die die Welt verändern werden. Er versteckt nämlich den Chip mit den Informationen in dem Spielzeug und kann so die Informationen unbehelligt aus dem Hochsicherheitstrakt der NSA schaffen. Das hat nie so stattgefunden, ist aber wirksam für die Dramaturgie der Geschichte.
Die «Pole»-Tänzerin ist seine Freundin Lindsay Mills (Shailene Woodley). Naiv, hübsch, verführerisch – sie ist das Gegenteil des zur Geheimhaltung verdonnerten CIA-Agenten Snowden. So unbeschwert sie sich gibt, so paranoid verhält sich Snowden, weil er alles weiss und sie nicht das Geringste ahnt.
Mehr Liebe als ihm wahren Leben
Ein bisschen Erotik, viel naive Neugierde - die Rolle von Snowdens Freundin besteht darin, dem emotionslosen Nerd ein bisschen menschliches «Faible» einzuhauchen. Und ja ihr Hobby ist «pole dancing».
Die Liebesgeschichte zwischen den beiden, die im Film - wie auch im Leben - immer wieder auf die Probe gestellt wurde, haucht dem Datenklau die nötige Portion Emotionen ein. Stone, so scheint es, hat diese Liebesgeschichte ausgebaut, vor allem weil Snowdens Verwandlung vom Patrioten zum Whistleblower nicht genug Stoff hergab.
Das ominöse Hotelzimmer
Eine der Schlüsselszenen im Film: Ein Dutzend NSA-Mitarbeiter verfolgt am Fernsehen wie der Direktor der National Security Agency vor dem Kongress lügt und behauptet, nie im grossen Stil Daten von US-Bürgern gesammelt zu haben. Auf einen Schlag wird allen klar: was sie tun, ist illegal. Umso erstaunlicher ist es, dass Snowden der einzige war, der an die Öffentlichkeit trat.
Die Rahmenhandlung des Films spielt im ominösen Hongkonger Hotelzimmer, in dem Snowden von den Journalisten Laura Poitras und Glenn Greenwald interviewt wurde und er die Daten übergeben hat.
Wer wissen will wie es wirklich war: Der Dokumentarfilm «Citizenfour», aus dem Jahr 2014, von Laura Poitras erzählt chronologisch, was damals in Hongkong passierte.
Oliver Stone nutzt das Hotelzimmer vor allem, um Rückblenden über Snowdens Leben einzuleiten. Diese verschiedenen Episoden des jungen Geheimagenten Snowden sind relativ unspektakulär.
Lasst Snowden heimkehren
Wer Stones Filme kennt, weiss, er will die Geschichte hinter der offiziellen Geschichtsschreibung erzählen. Er will die Wahrheit hinter den Floskeln der Regierung ans Licht bringen. Das hat er in seinen Filmen «Nixon» (1995) und «JFK»(1991) versucht - und in seiner dokumentarischen Fernsehserie «The Untold History of the USA» (2012) zum Prinzip erhoben. Auch «Snowden» gehört in diese Reihe von Filmen.
Stones Fiktionalisierung von Snowdens Geschichte hilft allerdings wenig, die Verwandlung des Patrioten und treuen NSA-Soldaten zum Whistleblower zu verstehen. Und auch die Frage, wie es zu dieser gigantischen Überwachungsmaschinerie kommen konnte, wird nur gestreift. Der Film ist mehr ein Aufruf Edward Snowden zu rehabilitieren, damit er nach drei Jahren im Moskauer Exil, endlich nach Hause zurückkehren kann.