Max Gruber ist ein beliebter Lehrer. Sein Verhältnis zu den Gymnasiasten ist kumpelhaft. Seine Unterrichtsform unkonventionell. Ganz frei spricht er über Aktmalerei, zeigt Bilder von nackten Frauen, Scheiden und Penissen.
Kurz darauf wird er von der Polizei verhaftet. Grund: Eine Schülerin hat ihn wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt. Die Geschichte nimmt ihren Lauf: aufgebrachte Eltern verlangen die Suspendierung des angeblich Perversen, die Medien starten eine Hetzkampagne, seine Frau steht ihm bei, glaubt an seine Unschuld. Bis ein gelöschtes Foto von seinem Handy auftaucht. Darauf zu sehen: die Vagina der Schülerin. Das Bild hat das Mädchen ihm angeblich auf seinen Wunsch geschickt.
Wer ist das Opfer?
Sexueller Missbrauch ist eine schreckliche Straftat, die von der Boulevardpresse gerne ausgiebig ausgeschlachtet wird. Nicht jede Schlagzeile, nicht jeder Artikel entspricht der Wahrheit. Falschbezichtigungen in Folge vorschneller Urteilsbildung oder journalistischer Fehlleistungen kommen vor.
Wer zu Unrecht dieser Straftat beschuldigt wird, gerät in eine fürchterliche Situation. Die Frage, ob das minderjährige Opfer die Wahrheit sagt, traut man sich in solchen Fällen oft nicht zu stellen. Das ist ein Thema von «Verdacht».
Der Film von Sabine Boss zeigt, dass die Rollen von Opfer und Täter manchmal etwas vorschnell verteilt werden. In «Verdacht» sieht man, was im Leben des Lehrers (Imanuel Humm) geschieht, als er wegen des Vorwurfs einer sexuellen Handlung mit einer Minderjährigen in U-Haft muss, Freunde und Nachbarn plötzlich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen und sich sogar die Ehefrau von ihm abwendet.
«Verdacht» ist ein packender Fernsehfilm über ein brisantes und heikles Thema.