Burgen, Jungfrauen und epische Schlachten. «Knights of the Round Table» – ein Filmschatz aus einer Zeit, in der Ritter noch Ritter waren und Pathos noch keinen negativen Beigeschmack hatte.
Die Geschichte: König Artus und sein bester Freund und Ritter Sir Lancelot versuchen im mittelalterlichen England das Machtvakuum auszufüllen, das seit dem Abzug der Römer vom Hadrianswall besteht.
Die Ritter der Tafelrunde
Der Zauberer Merlin zeigt den Thronanwärtern das magische Schwert Excalibur, das in einem Amboss steckt und nur vom König Englands herausgezogen werden kann. Viele versuchen es, doch nur Artus ist erfolgreich. Er wird von Merlin zum König ausgerufen. Bald schon sieht er sich, durch eine Intrige seines bösen Schwagers Mordred, dazu gezwungen, Lancelot und seine Königin Guinevra ins Exil zu schicken. England versinkt erneut im Chaos.
Neben Robin Hood lieferte die Artussaga bis dato den meisten Stoff für das Genre des Ritterfilms. Weit über 60 Interpretationen der Geschichte um die Ritter der Tafelrunde fanden seit 1904 den Weg auf die Kinoleinwand.
In den 1950ern gelang es Regisseur Richard Thorpe sich zusammen mit dem damaligen Superstar Robert Taylor erfolgreich auf ewig mit dem Genre des Ritterfilms zu verknüpfen.
Pathos im Breitbildformat
Eine Erklärung für das plötzliche Aufblühen des Ritterfilms in den 1950ern sind die neuen technischen Möglichkeiten, die Richard Thorpe zur Verfügung standen. Gedreht an den Originalschauplätzen in England, ermöglichte das neue Breitbildformat erstmals eine epische Darstellung von weiten Landschaften und grossen Schlachten.
Thorpes Kosmos aus Burgen, schönen Jungfrauen und epischen Kämpfen zeigt eine Welt der klaren Ziele. Die Ritter besitzen ein beindruckend limitiertes Repertoire an Verhaltensregeln, nach denen sie leben. Sie kämpfen um das Herz eines Burgfräuleins oder für das Kreuz. Schwierigkeiten werden im ehrenhaften Zweikampf Mann gegen Mann aus dem Weg geräumt.
Eine durchaus ansprechende Vorstellung, die eigenen Probleme auf so simple Weise lösen zu können. Keine langwierigen Diskussionen, keine Kompromisse, keine Grauwerte. Das Leben des Ritters ist beneidenswert einfach.
Ein Genre wird erwachsen
Thorpes Helden sind auf eine solch theatralische und übertriebene Weise perfekt, dass kein Platz bleibt für die Ecken und Kanten, die wir in moderneren Filmfiguren als authentisch wahrnehmen. In heutigen Ritterabenteuern findet man solche Helden nicht mehr.
Im aktuellen Kinofilm von Guy Ritchie beispielsweise wird König Artus als schlitzohriger Draufgänger mit losem Mundwerk interpretiert, der bei einer Prostituierten aufgewachsen ist und gegen einen bösen Onkel kämpft. Der Ritterfilm ist erwachsen geworden. Leider.