Es wird ein Herbst der Science-Fiction-Epen. Nachdem Denis Villeneuve mit «Dune» ein Werk verfilmt hat, das lange als unverfilmbar galt, doppelt Apple nun nach: David S. Goyer, der unter anderem an den Drehbüchern von Christopher Nolans «Batman»-Trilogie mitgearbeitet hat, produziert für den Streaming-Kanal Apple TV+ «Foundation» nach den Romanen von Isaac Asimov.
Was macht «Foundation» unverfilmbar? Zunächst einmal der schiere Umfang. Sieben Bände hat Asimov Zeit seines Lebens vorgelegt, die zusammen einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten abdecken und die ganze Galaxie zum Schauplatz haben. Für eine Verfilmung noch folgenreicher ist aber, dass «Foundation» ursprünglich nicht als Roman konzipiert war.
Als Asimov zu Beginn der 1940er-Jahre mit dem Schreiben begann, war Science-Fiction in den USA ein Genre, das ausschliesslich in Groschenheftchen, nicht aber in Buchform existierte. Entsprechend erschienen die ersten vier Teile von «Foundation» als lose miteinander verknüpfte Kurzgeschichten.
Erst 1951 folgte dann eine Buchveröffentlichung, zu der Asimov noch eine Vorgeschichte hinzufügte. Es folgten 1952 ein zweiter Band, der sich wiederum aus ursprünglich getrennt veröffentlichten Teilen zusammensetzt, und 1953 ein dritter.
Kein Bogen, keine Hauptfigur
Dass «Foundation» ursprünglich nicht als Roman geplant war, merkt man dem Buch an. Bereits der erste Band macht grosse Zeitsprünge, einen durchgehenden dramatischen Bogen gibt es nicht. Eine Hauptfigur, die durch die Handlung führen würde, fehlt ebenso.
Hari Seldon, der geniale Erfinder der Psychohistorik, trat ursprünglich nur in einer einzigen Geschichte auf. Als wäre das nicht schon kompliziert genug, schob Asimov gut 30 Jahre nach der Urtrilogie noch vier weitere Bände mit Prequels und Fortsetzungen nach. Kein Wunder, hat David S. Goyer seine Serie auf ganze acht Staffeln hin angelegt.
Imperator, der sich fortlaufend klont
Angesichts des schieren Umfangs ist es viel zu früh, um etwas Abschliessendes über die Apple-Serie sagen zu können. Eines aber wird deutlich: Goyer geht einen anderen Weg als Dennis Villeneuve, der bei «Dune» peinlich darauf achtete, möglichst viele Details aus der Vorlage zu übernehmen.
Letztlich konnte Goyer gar nicht anders, da Asimovs Vorlage viel zu episodisch und fragmentarisch ist. Also erfand er mit seinen Drehbuchautoren einen Imperator, der sich fortlaufend klont, Glaubenskriege, Vorgeschichten für zahlreiche Figuren und noch viele weitere Details.
Das Personal ist bunter als die Vorlage
Wenn wir gerade bei den Figuren sind: Zu den auffälligsten und wohl auch angenehmsten Änderungen gegenüber den Büchern gehört ein viel bunteres Personal. Bei Asimov agieren fast ausschliesslich Männer. Die Hautfarbe wird bei Asimov zwar nie explizit zum Thema, in den 1950er-Jahren war aber schlicht undenkbar, dass die Helden eines populären Abenteuerromans nicht weiss sein könnten.
Ganz anders bei Goyer: Beispielsweise wird Gaal Dornick, die engste Mitarbeiterin Hari Seldons, mit Lou Llobell von einer dunkelhäutigen Frau verkörpert.
Das Ergebnis entfernt sich stellenweise zwar recht weit von Asimov, bisher scheint das dem Stoff aber gut zu tun. Zumindest hat man nach den ersten drei Folgen nicht das Gefühl, als würde Essenzielles fehlen. Ob das auch über acht Staffeln hinweg funktionieren wird – und vor allem: ob das Publikum mitzieht – kann nur ein Psychohistoriker voraussagen.