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Franz Schnyder Schnyder, der Gotthelf-Regisseur

Mit den Literaturadaptionen von Gotthelfs Romanen leistete der Regisseur Franz Schnyder einen wertvollen Beitrag zur Schweizer Volkskultur. Die Filme nach den Schriften des dichtenden Pfarrers aus dem Emmental trafen den Geschmack des Publikums und verhalfen Schnyder zum grossen Erfolg.

«Uli der Knecht» (1954)

Die erste Verfilmung eines Romans von Jeremias Gotthelf entstand anlässlich eines Jubiläums. Zum 100. Todestag des dichtenden Pfarrers aus dem Emmental sollte dessen Bauernepos «Uli der Knecht» filmisch umgesetzt werden. Da die Fördergremien zwingend einen Berner als Regisseur forderten, erhielt der gebürtige Emmentaler Franz Schnyder den Vorzug.

Die Geschichte dreht sich um den Aufstieg eines mittellosen Knechts zum gestandenen Bauern. Mit Liselotte Pulver und Hannes Schmidhauser, dem damaligen Captain der Schweizer Fussballmannschaft, in den Hauptrollen wurde die Produktion ein Erfolg.  Dank der Begeisterung für «Uli der Knecht» bei Kritik und Publikum war Franz Schnyder nach 10jähriger Schaffenspause wieder ein gefragter Regisseur.

«Uli der Pächter» (1955)

Bereits ein Jahr später folgte die ebenso erfolgreiche Fortsetzung «Uli der Pächter». Nachdem im letzten Film der soziale Aufstieg Ulis nacherzählt wurde, standen nun die alltäglichen Herausforderungen als Landwirt im Vordergrund. In den Hauptrollen war erneut das bewährte Traumpaar Schmidhauser und Pulver zu sehen.

Dank des Erfolgs des Vorgängerfilmes stand Franz Schnyder diesmal ein grösseres Budget zu Verfügung. Die dadurch ermöglichte aufwändige Inszenierung zahlte sich aus. Die Story vom sozialen Aufstieg im ländlichen Milieu lockte erneut die Massen in die Kinos. 

«Die Käserei in der Vehfreude» (1958)

Franz Schnyders dritte Verfilmung eines Gotthelf-Stoffes dreht sich um den Bau eines modernen Käsebetriebs. Im Fokus stehen dabei dessen Auswirkungen auf die Gemeinschaft eines Emmentaler Dorfes. Nach dem finanziellen Fiasko um das Weltkriegsdrama «Der 10. Mai» richtete sich Franz Schnyder nun wieder nach dem Geschmack des Massenpublikums.

Die von Schnyder produzierte Käserei-Geschichte wurde in Deutschland unter dem Titel «Wildwest im Emmental» verkauft. Hierzulande fanden gar noch mehr Leute den Weg in die Kinos als bei den «Uli»-Filmen.

«Anne Bäbi Jowäger» (1960)

Im Auftrag der Berner Regierung verfasste Jeremias Gotthelf 1843 die Chronik «Anne Bäbi Jowäger». Im Buch prangerte der Pfarrer Gotthelf den damals stark verbreiteten Glauben an Wunderheiler und Kurpfuscher an. Franz Schnyder verfilmte 1960 den Stoff dem Original entsprechend in zwei Teilen. Die Rollen besetzte er durchgehend mit damals bekannten Schweizer Darstellern.

Trotzdem war der Erfolg mässig. So schnitt er bereits zwei Jahre später die beiden Teile zu einem abendfüllenden Film zusammen. Viele Jahre später, 1978, brachte er als Produzent eine letzte und radikal gekürzte Version in die Kinos.

«Geld und Geist» (1964)

«Geld und Geist» ist Franz Schnyders fünfte und letzte Romanadaption des Pfarrers aus Lützelflüh im Emmental. Im Zentrum dieser Gotthelf-Geschichte stehen Geld, Geiz und die Raffgier verschiedener Dorfmitglieder. Mit seinem eigenproduzierten Werk rückt Franz Schnyder die menschlichen Schwächen ins Bild.

Obwohl aufwändig und als einziger Gotthelf-Film in Farbe produziert, konnte das Werk nicht an die früheren Erfolge der Vorgänger anknüpfen. «Geld und Geist» wurde in einer Zeit gesellschaftlichen Umbruchs aufgeführt. 1964 wollte die Gotthelfsche Moralpredigt nicht mehr so recht passen.

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