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Gewinner des Goldenen Bären «Taxi-Teheran»-Regisseur Jafar Panahi tritt in den Hungerstreik

Der inhaftierte iranische Filmregisseur verweigert seit Anfang Februar das Essen. Die Hintergründe zu den aktuellen Ereignissen.

Warum trat Jafar Panahi in den Hungerstreik? Der iranische Regisseur sitzt seit Juli 2022 im berüchtigten Ewin-Gefängnis in der iranischen Hauptstadt Teheran. Nach Angaben der Justiz sitzt er dort eine sechsjährige Haftstrafe wegen «Propaganda gegen die Regierung» ab.

Dagegen protestiert er nun «mit dem wertvollsten, das ich habe: meinem Leben». Dies schreibt er in einem Statement, das Panahis Frau Tahereh Saeedi auf ihrem Instagram-Kanal auf Persisch und in englischer Übersetzung postete.

Dem Statement zufolge ist Panahi seit gestern Mittwochmorgen im Hungerstreik und nimmt auch keine Medizin zu sich. «Ich werde in diesem Zustand verharren, vielleicht bis mein lebloser Körper aus dem Gefängnis befreit wird.»

Was ist die Vorgeschichte? Seit letztem Sommer sind mehrere bekannte Filmschaffende im Iran inhaftiert. Unter ihnen befindet sich auch der Berlinale-Gewinner Mohammed Rassulof. Er und Panahi hatten sich letzten Juli kritisch zu einem Einsturz einer Einkaufspassage in der iranischen Stadt Abadan geäussert, die dutzende Todesopfer forderte. Filmemacher, Schauspielerinnen und internationale Filmfestivals solidarisierten sich in der Folge mit den Verhafteten.

Mehrere Personen protestieren mit Plakaten in den Händen, auf denen Gesichter zu sehen sind.
Legende: Solidaritätswelle: Jury-Mitglieder der internationalen Filmfestspiele von Venedig demonstrieren im September 2022 für die Freilassung von Jafar Panahi. Getty Images / Victor Boyko

Welche Reaktionen gibt es auf den Hungerstreik? Anders als im vergangenen Sommer gibt es bisher noch wenig bekannte Stimmen, die sich zur aktuellen Situation von Jafar Panahi äussern. Eine der ersten war die iranisch-französische Comiczeichnerin Marjane Satrapi («Persepolis»), die eine Online-Petition für die Freilassung von Panahi lancierte.

Die Berlinale, an der Panahi mehrfach mit seinen Filmen vertreten war, forderte auf Twitter einmal mehr seine Freilassung. Über konkrete nächste Schritte sagte Mariette Rissenbeek, Geschäftsführerin der Berlinale, im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur : «Wir werden mit dem Auswärtigen Amt Kontakt aufnehmen, möglicherweise kann die Botschaft in Teheran etwas bewirken.» Öffentlichkeit zu schaffen sei in diesem Moment sehr wichtig, damit jemand wie Panahi nicht ungehört und ungesehen aus dem Weg geschafft werde.

Welche Bedeutung hat Jafar Panahi? Der 62-jährige Filmemacher ist einer der international bekanntesten Regisseure des Landes. 1997 erhielt er für «Der Spiegel» den Goldenen Leopard am Filmfestival Locarno. Drei Jahre später gewann er bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig den Goldenen Löwen für «Der Kreis». 2006 holte er mit «Offside» den Silbernen Bären an der Berlinale.

Zahlreiche Auszeichnungen folgten, darunter 2015 der Hauptpreis der Berlinale für «Taxi Teheran». Panahi setzt sich in seinen Filmen immer wieder kritisch mit der Politik der Islamischen Republik auseinander.

Radio SRF 2 Kultur, Kulturnachrichten, 02.02.2023, 17:30 Uhr ; 

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