Starke Frauen stehen im Mittelpunkt der neuen Serie «The Nevers». Das ist das Markenzeichen von Joss Whedon, dem Schöpfer der Serie.
Von der Vampirjägerin Buffy im Fernsehen bis zu den Superheldinnen Black Widow und Wonder Woman im Kino.
Happige Vorwürfe
Der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent stilisierte sich gerne als Feminist. Und hatte als solcher eine riesige Fangemeinde. Doch nun werfen ihm mehrere Schauspielerinnen ungebührliches Verhalten vor.
Joss Whedon ist ein Erfolgsgarant, einer mit Einfluss in Hollywood, einer, mit dem man es sich nicht verscherzen will, einer, der über Karrieren entscheiden kann. Es geht in diesem Fall darum, dass er seine Macht missbraucht haben soll.
Ins Rollen brachte alles ein Mann: der Schwarze Schauspieler Ray Fisher. Der 33-Jährige spielte in «Justice League» (2017) einen Cyborg. Im Juli 2020 warf er Whedon, Co-Regisseur und Autor des Superhelden-Abenteuers, in einem Tweet vor, sich beim Dreh «grausam, beleidigend, unprofessionell und völlig inakzeptabel» verhalten zu haben.
Der Vorwurf wurden Whedon als Rassismus zur Last gelegt. Er führte dazu, dass die Produktionsfirma Warner Media eine Untersuchung einleitete.
Zwiespältiger Abgang
Im November 2020 zog sich Joss Whedon von der Serie «The Nevers» zurück. Er begründete den Schritt so: «Die physische Herausforderung, während einer Pandemie eine so grosse Produktion zu leiten, ist mehr als ich zu meistern vermag, ohne dass die Arbeit darunter leidet.».
Im Dezember 2020 schloss Warner Media die Untersuchung gegen Whedon ab und liess schwammig verlauten, «Abhilfemassnahmen» seien vorgesehen.
Entlastende Stimmen
Die Untersuchungsleiterin und Ex- Richterin Katherine Forrest erklärte jedoch, man habe die Rassismus-Vorwürfe gegen Whedon nicht belegen können.
Auch die Hauptdarstellerinnen von «The Nevers» stärken Whedons Rücken. «Ich liebte es, mit Joss zu arbeiten», meinte etwa Ann Skelly. «Ich finde, er war ein netter Boss und Regisseur.»
«Buffy»-Mitarbeiterinnen klagen an
Doch Joss Whedons Geschichte war noch nicht zu Ende. Ermutigt durch Fishers Äusserungen bezichtigten verschiedene Cast- und Crew-Mitglieder von «Buffy» Whedon des Machtmissbrauchs.
Charisma Carpenter, die in «Buffy» und der Spin-Off-Serie «Angel» (1999 – 2004) Cordelia Chase spielte, twitterte, Whedon habe sie vor allen anderen als «fett» bezeichnet, als sie im vierten Monat schwanger gewesen war. Zudem habe Whedon ihre Rolle daraufhin aus der Serie getilgt.
Buffy-Darstellerin Sarah Michelle Gellar unterstützte sie: «Ich stehe zu allen, die Missbrauch durchstanden, und bin stolz auf sie, dass sie sich wehren.»
Auch Wonder Woman wehrt sich
Im April 2021 folgte ein Bericht, in dem behauptet wurde, Whedon habe Wonder-Woman-Darstellerin Gal Gadot gedroht, ihrer Karriere zu schaden, wenn sie nicht die Textzeilen sprechen würde, die er für Nachdrehs von «Justice League» geschrieben hatte.
Gadot selbst schrieb später: «Ich hatte meine Probleme mit ihm, und Warner Brothers hat sie rechtzeitig gelöst.»
Tiefer Fall
Joss Whedon befindet sich in einer Abwärtsspirale. Sein Abgang bei «The Nevers» nach der sechsten Folge führte sicher auch dazu, dass sich die Produktion der Folgen 7 bis 12 verzögert.
Offiziell wurden die Pandemie und eine aufwendige Postproduktion als die Gründe dafür angegeben, dass die zweite Hälfte erst zu einem späteren Zeitpunkt lanciert wird. Wie auch immer: ideal ist das nicht.
«The Nevers» kann ab sofort auf Sky Show gestreamt werden.