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Katastrophaler «Emoji»-Film «Ihre Kinder haben Besseres verdient»

Keine Filmkritik, dafür ein Überblick – das schreiben die Presse und das Internet über den aktuellen Emoji-Film.

Er ist nicht nur ein schlechter Film. Er ist eine Einladung an die Filmkritiker, sich genüsslich auszutoben. Und das tun sie auch. Über den Animationsfilm «Emoji – Der Film» entlädt sich im Netz gerade ein amüsanter Sturm der Entrüstung.

IMDb: 1.5 von 10 Sternen

Der Blick auf die Filmbewertung enthüllt einen breiten Konsens. Auf der Internet-Filmdatenbank IMDb zählt der Animationsfilm 1.5 von 10 Sternen. Und auf der Film-Website Rotten Tomatoes gibt’s 6 von 100 Prozent. Das muss man erst einmal schaffen. Zum Vergleich: Christopher Nolans Kriegsfilm «Dunkirk» kommt auf 93 Prozent.

«Wessen Ernst war das?»

Aber nicht nur die vernichtenden Zahlen sprechen eine klare Sprache, auch die Titel der Filmkritiken entlarven die cineastische Katastrophe des Jahres.

  • Der Spiegel: «Wessen Ernst war das?»
  • Esquire: «Der Emoji-Film ist ideal, wenn Sie es geniessen, in enttäuschte Kindergesichter zu blicken»
  • The New York Times: «Der Emoji-Film sitzt in der eigenen Falle der Idiotie»
  • Süddeutsche: «Nicht zu empfehlen»
  • Die Welt: «Liebesgeschichte, Heldenreise, Flachwitze, Kacke»
  • Screencrush: Wir brauchen ein grösseres «Poop»-Emoji
  • The Wrap: «Ohne Worte»

Verdiente Verachtung

Natürlich könnte man diesen Film auch ignorieren. Die Filmkritiker haben sich aber dazu entschlossen, ihm die Verachtung zu geben, die er verdient. Und die beginnt bereits bei der Storyline.

Der Protagonist im Film ist ein Emoji, dessen Ziel es ist, emotionslos auszusehen. Das ist kein Witz. Und mit diesem «Internettroll», erklärt «Die Welt», «ist man tatsächlich genötigt, zu sympathisieren».

Von «überflüssig» bis «deprimierend»

Zwischen den «billigen Gags und der App-Werbung» scheint dies kaum bis gar nicht zu gelingen. So fasst der Spiegel den Film zusammen als «überflüssigsten Animationsfilm des Sommers».

Filmkritiker Peter Sobczynski erklärt auf Roger Eberts Website warum: «Dem Film fehlen Witz, Stil, Intelligenz und der grundlegende Unterhaltungswert.» Also alles, was «die Welt» und «The Wrap» hätte daran hindern können, den Film als «absolut gescheitert» oder «deprimierendes Desaster» zu bezeichnen.

Schamloses Product Placement

Dass die Botschaft des Films – sei du selbst – «mit allerlei Schleichwerbung garniert ist», schreibt «die Welt», würde nicht nur Pädagogen sauer aufstossen. Sie haben Recht. Auch der «Guardian» verpönt das schamlose Product Placement und nennt den Film eine «Corporate-Clickbait-Übung, die vorgibt, ein Kinderfilm zu sein, aber eigentlich versucht, einem Twitter-Publikum Apps mittels Querverkauf zu verkaufen.»

Auch der «Hollywood Reporter» ist gleicher Meinung und beschreibt den Film als «verkaufsfördernde Lächerlichkeit». Die Kritiker auf «Rotten Tomatoes» gehen schliesslich so weit, dass sie in der Rubrik «Konsens der Kritiker» die übliche Kurzkritik durch ein «Verboten»-Emoji ersetzen.

Auch «Vox» ist verblüfft ob diesem Film, der im 21. Jahrhundert geschaffen wurde. «Es ist erstaunlich: wir können einen Mann auf den Mond schicken – und trotzdem werden Filme wie dieser gemacht», schreibt Kritikerin Alissa Wilkinson.

Warnungen auf YouTube

Auf Youtube zeigt man sich solidarisch: «Eine Peinlichkeit, unverzeihlich, eine Blamage … Ich bitte Sie, schauen Sie diesen Film nicht», warnt ein User. Ein anderer rät nicht nur davon ab, sondern ermutigt seine Mitmenschen auch: «Eine seelenlose Bemühung und ein schmerzhaftes Seherlebnis. Ihre Kinder haben Besseres verdient.»

Wieder andere halten sich kurz – «Das ist Müll» – oder ahnen Böses: «Was kommt als nächstes: Fidget Spinner The Movie?» Auch wundervoll apokalyptische Kommentare sind zu lesen: «Hörst du das? Es ist das Ende der Welt.» Autsch.

Die schmerzhafteste aller Erkenntnisse bleibt aber wohl diese: Der Emoji-Film bleibt nicht als Film in Erinnerung, sondern als Verriss.

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