Ein Lockdown hat es an sich, dass man auf sich zurückgeworfen wird. Acht Wochen lang alleine, zu zweit, in der Kleinfamilie herumnesteln.
Irgendwie über die Runden kommen. Videokonferenzen zur Aussenwelt schafften zwar Fremdkontakte, nah ging dabei höchstens das Gefühl, dennoch allein zu sein.
16 Kurzfilme zum Lockdown
Zusammen allein
Ein spontan entwickelter und mit sehr kurzen Fristen realisierter Kurzfilm-Wettbewerb öffnet nun den Blick in das Quarantäne-Leben der Anderen.
Herausgekommen sind bewegende Filme, die allesamt die Erkenntnis vermitteln: Wir fühlten uns wohl allein in der Zeit des Lockdown, aber allen anderen ging es genauso.
Die Kinder und die Regeln
«Mich hat erstaunt, wie schnell meine Kinder die neuen Regeln akzeptiert haben», sagt die Zürcher Filmemacherin Luise Hüsler.
Sie hatte vom ersten Tag des Lockdowns die Kamera zur Hand. Ohne zu wissen, was aus den Aufnahmen dereinst werden sollte. Nun hat sie einen Teil des Materials in ihrem 8-Minuten-Film «2 Kinder, 7 Kameras, 1000 Verbote» verarbeitet.
Neunmalkluge Berserker
Den eigenen Familienalltag dokumentiert auch Filmregisseur Thomas Haemmerli in «Heimschuling bei Klugscheissers». Meistens mit humor- und liebevollem Blick auf seinen aufgeweckten bis neunmalklugen Nachwuchs.
Und schonungslos offen. Wenn die Kleinen zu schreienden Mini-Berserkern mutieren hält die Kamera weiter drauf. Für Eltern sind solche Szenen eine Wohltat: die anderen drehen auch durch.
Hinterausgang für die Risikogruppe
Auch Fiktionales gibt es zu sehen in der «Collection Lockdown». Witzig und rührend zugleich: «Dass Niemand Weiss» von Martin Guggisberg. Der Film nimmt sich der Risikogruppe der Alten an.
Sie, die vor dem Corona-Virus besonderen Schutz brauchen, werden im realen Alltag neuerdings fremdbestimmt.
Guggisberg geleitet in seinem Film ein Risikogrüppchen auf schelmische Weise zu einem Hinterausgang aus dem Lockdown.
Drogendealender Bünzli
Ein anderes Genre im Kurzfilmwettbewerb: Die Fake-Doku. Regisseur und Drehbuchautor Michael Steiner («Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse», CH 2018) hat sich einer Randgruppe im Lockdown angenommen: Dem Drogendealer.
«Mir fiel auf, dass man während des Lockdowns Leute auf der Strasse sah, die sonst unsichtbar bleiben – wie eben der Drogendealer», erklärt Steiner.
Im Film entwickelt sich der stets vermummte Dealer zum Corona-Wutbürger, der sich über die lasche Einhaltung der verordneten Einschränkungen durch die Bürgerinnen und Bürger aufregt. Verkehrte Welt im Untergrund.
Die Lebenswelten drehten weiter
Die Kurzfilm-Reihe «Collection Lockdown» umfasst Filme der deutschen, italienischen und französischen Schweiz.
Sie ist ein zeitgenössisches Dokument darüber, wie sich die Lebenswelten der anderen in den acht Wochen des öffentlichen Stillstands weiterdrehte. Sehenswert und unterhaltsam.