Ein Fallschirmspringer landet in der marokkanischen Wüste. Er ist völlig allein, weit und breit nur Sanddünen. Doch er marschiert zielstrebig los und stösst schon bald auf eine Strasse. Von weitem sieht man ein Auto kommen. Es hält, der Mann steigt ein.
Nach den epischen Wüstenbildern folgt eine klassische Einführung der Hauptfiguren. Auf der Fahrt erfahren wir, dass der Neuankömmling Max Vatan (Brad Pitt) heisst und in Casablanca die Französin Marianne Beauséjour (Marion Cotillard) treffen soll. Die beiden sind Spione der Alliierten und sollen vorgeben, ein Ehepaar aus Paris zu sein. Ihre Mission: den deutschen Botschafter töten.
Konstruierter Konflikt
Wenn Paris, Casablanca und der Zweite Weltkrieg in einem Film vorkommen, denkt man natürlich sofort an Michael Curtiz’ Klassiker «Casablanca» aus dem Jahr 1942. Während dort die von Humphrey Bogart und Ingrid Bergman dargestellten Liebenden nicht zueinander finden, läuten für Max und Marianne in «Allied» sogar die Hochzeitsglocken.
Nach dem geglückten Attentat setzen sie sich von Casablanca nach London ab, heiraten tatsächlich und gründen eine Familie. Alles scheint bestens, bis Marianne vom britischen Geheimdienst verdächtigt wird, eine Doppelagentin der Nazis zu sein. Die ganze zweite Hälfte des Films dreht sich nur noch um diesen arg konstruierten Konflikt.
Schablonenhafte Figuren
Ausserdem entwickelt sich der bisher eher hölzerne Max zu einer Art Superspion à la James Bond. Das erhöht die Glaubwürdigkeit der Geschichte auch nicht gerade. Zudem knistert es zwischen Brad Pitt und Marion Cotillard nicht wirklich. Die grosse Liebe ihrer Figuren bleibt eine Behauptung.
Positiv an «Allied» sind die üppige Ausstattung und die altmodisch anmutende Gangart. Keine hektischen Schnitte, keine endlose Actionorgie, sondern langsames Erzählen. Dennoch bleibt die Figurenzeichnung schablonenhaft: er der zurückhaltende Kanadier, sie die sprudelnde Französin. Auch passen der Spionage-Thriller und die Lovestory nur schlecht unter einen Hut. «Allied» erreicht in keinem Moment die Klasse von «Casablanca».
Blutleere Lovestory
Regisseur Robert Zemeckis kann also einmal mehr nicht an seine grossen Erfolge aus den 80er- und 90er-Jahren anknüpfen. Die Kinomagie, die in der «Back to the Future»-Trilogie und «Forrest Gump» noch aufblitzte, ist in «Allied» nicht ansatzweise zu entdecken.
Der Film bleibt ähnlich blutleer wie Zemeckis’ computeranimierte Märchenfilme «The Polar Express» und «A Christmas Carol» aus den Nullerjahren. Und dies trotz der sonst so grossartigen Marion Cotillard. Aber in «Allied» dreht sie eher zu stark auf, während Brad Pitt zu blass bleibt. Der Film krankt einfach an allen Ecken und Enden.
Filmstart: 29.12.2016
Sendung: Kultur Kompakt, Radio SRF 2 Kultur, 29.12.2016, 16.50 Uhr