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Ein Mädchen schaut durch eine halboffene Türe.
Legende: Zur Hälfte in wunderschönem Schwarzweiss gedreht: «Wonderstruck» von Todd Haynes. Amazon Studios

Im Kino: «Wonderstruck» Eine Wundertüte voller Nostalgie

«Wonderstruck» von Todd Haynes: Zwei Filme in einem und Einfälle ohne Ende. Aber wo bleibt die Eindringlichkeit?

Es ist einmal mehr ein optisches Schlaraffenland, das Todd Haynes da anrichtet, diesmal sogar als doppeltes «period piece».

Da ist einerseits die Geschichte des zwölfjährigen Ben, der 1977 nach dem Tod seiner Mutter seinen Vater sucht – in New York. Das ist in Todd-Haynes-Farben gefilmt, Bilder, wie mit Sonnenlicht gemalt.

Und da ist andererseits – in wunderschönem Schwarzweiss – die andere Geschichte: jene der kleinen Hanna, die 50 Jahre früher von ihrem strengen, geschiedenen Vater zuerst zur Schauspielerin-Mutter (Julianne Moore) und dann zum Bruder im New Yorker Museum of Natural History flüchtet.

Der doppelte Hugo

In eben diesem Museum in eben den zwei verschiedenen Perioden treffen dann auch Bilder und Geschichten aufeinander.

Natürlich werden die Geschichten am Ende zusammengeführt. Und natürlich kommt einem einiges an dieser Mischung aus «Night at the Museum» und Martin Scorseses «Hugo» bekannt vor.

Das liegt vor allem an der Romanvorlage des Drehbuchautors Brian Selznick, von dem eben schon der Roman «The Invention of Hugo Cabret» stammte, den Scorsese verfilmt hat.

Retro-Chic mit Abfall-Flair

Die meisten dieser Erwachsenen-Filme, die Kinder als Abenteurer in ihren eigenen Leben zeigen, haben das gleiche Problem: die Figuren bekommen kaum eine greifbare Persönlichkeit. Sie sind eben Kinder, Stellvertreter-Protagonisten, in einem veritablen Kino-Fest.

Die Autos, die Kleider, die Sorgfalt: Alles lässt einen träumen und zeitreisen. Ben führt den Zuschauer in die 1970er-Jahre, mit unglaublichem Retro-Chic, bis hin zur realistisch abfallversauten Stadt New York. Und Hanna in die Zeit der allerletzten Stummfilme.

Zwei Jungs mit einer Taschenlampe.
Legende: In Todd-Haynes-Farben gemalt: die Geschichte des Jungen, der seinen Vater sucht. Amazon Studios

Ben und der Blitzschlag

So sieht sie ihre Mutter als tragische Heldin in einem solchen, und als sie das Kino verlässt, wird auf der Marquise eben der Umbau zum Tonfilm-Kino angekündigt. Und ihre Mutter trifft sie dann in einem kleinen Theater in New York.

Aber Ben bleibt als Persönlichkeit blass. Blasser etwa als Jamie, den er in New York trifft und mit dem er sich anfreundet. Dafür wird Ben mit einer blitzschlagverursachten Taubheit geschlagen, was ihn dann wiederum der tauben Hanna aus der Schwarzweissgeschichte annähert.

Viele Einfälle, fehlende Eindringlichkeit

Der Film ist eine Collage aus Szenen, Einfällen und dramaturgischen Gimmicks. So spielt eine Schlüsselszene am Ende im riesigen New York Modell von der 1964er-Weltausstellung im Museum in Queens.

Das ist zwar von der Story her eher notdürftig begründet, gibt aber der künstlich gealterten Julianne Moore und dem Ben-Darsteller Oakes Fegley etliche Gelegenheiten, auf dem Hudson an Manhattan vorbeizustapfen wie Godzilla und King Kong im «Swissminiatur».

Eine Frau im Halbdunkel.
Legende: Künstlich gealtert: Julianne Moore als Schauspielerin-Mutter und tragische Heldin. Amazon Studios

«Wonderstruck» ist eine Wundertüte voller Nostalgie. Da steckt Cinéphilie drin, Design, Museumsromantik und eine ansteckende Modellbegeisterung. Das alles mitgetragen von einem wie immer bei Todd Haynes opulent sehnsüchtigen Score mit etlichen Original-Stücken und viel Mood-Music.

Man kann sich treiben lassen in diesen zwei Stunden Kino. Aber die Eindringlichkeit von «Carol» oder «Far from Heaven» geht diesem Film ab.

Kinostart: 17.5.2018

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