- Zeitreise und Kino sind wie für einander geschaffen. Beide – Zeitreise und Kino – wurden 1895 erfunden.
- Den Anfang machte H. G. Wells mit seinem Roman «The Time Machine». Das Kino hat dieses Motiv dankbar aufgenommen – etwa in der Verfilmung von Wells' Roman.
- Ein weiteres Beispiel ist der Kinoklassiker «Back to the Future» – wohl die bekannteste Zeitreise der Filmgeschichte.
In «Back to the Future» reist der Teenager Marty McFly gegen seinen Willen in die Vergangenheit. Er landet genau in den Moment, als sich seine Eltern kennenlernen.
Eine heikle Situation: Wenn sich die beiden nicht verlieben, kann Marty nie gezeugt werden. Mit seiner Reise in die Vergangenheit setzt Marty die eigene Existenz aufs Spiel.
Robert Zemeckis’ Film von 1985 ist einer der unverwüstlichen Klassiker des Hollywoodkinos und wohl die bekannteste Zeitreise der Filmgeschichte. Die Reise durch die Zeit war aber schon lange vorher ein beliebtes Filmmotiv. Kein Wunder: Zeitreise und Kino sind wie für einander geschaffen.
Der erste moderne Zeitreise-Roman
Beide – Zeitreise und Kino – wurden 1895 erfunden. In diesem Jahr führten nicht nur die Gebrüder Lumière in Paris erstmals ihren Kinematografen vor. Mit H. G. Wells’ «The Time Machine» erschien auch der erste moderne Zeitreise-Roman.
Wells war keineswegs der erste Schriftsteller, der seinen Helden durch die Jahrhunderte jagte. Vor ihm waren Zeitreisende aber meist «Zeitschläfer», die aus den unterschiedlichsten Gründen in jahrzehnte- oder sogar jahrhundertelangen Schlaf fielen, um dann in der Zukunft zu erwachen.
Ganz anders bei Wells: Sein Zeitreisender nimmt in seinem Labor auf einer von ihm selbst konstruierten Maschine Platz. Er hat ein klares Ziel: Die Zukunft.
Die Sonne geht im Sekundentakt auf
Markant ist, wie Wells die Zeitreise beschreibt. Der namenlose Protagonist drückt den Hebel seiner Maschine. Es wird allmählich dunkel, bis plötzlich die Haushälterin wie eine Rakete an ihm vorbeischiesst.
Als der Zeitreisende den Hebel weiter nach unten drückt, wird alles noch schneller. Die Sonne geht im Sekundentakt auf und unter, die Mauern des Labors lösen sich auf. Als er den Hebel loslässt, steht er mit seiner Maschine auf freiem Feld.
Passanten flitzen vorbei
Was Wells beschreibt, ist uns bestens vertraut. Das Reisen durch die Zeit gleicht einer Zeitrafferaufnahme. Das Kino hat dieses Motiv dankbar aufgenommen: Rod Taylor spielt in der Verfilmung von Wells’ Roman von 1960 den Zeitreisenden.
Als er zum ersten Mal sein Gefährt ausprobiert, trumpft der Film mit einer ganzen Serie von Zeitrafferaufnahmen auf: Eine Kerze brennt in wenigen Sekunden nieder, Blüten öffnen und schliessen sich, eine Schnecke rast über den Boden, und vor dem Fenster des Labors flitzen die Passanten in Slapstick-Manier vorbei.
Dehnen, stauchen, umkehren
Das Kino ist ein Zeitmedium, das die Zeit mittels Schnitt, Slow- und Fastmotion nach Belieben dehnen, stauchen oder umkehren kann. Letzteres entdeckten die Gebrüder Lumière schon früh, als sie ihren Kurzfilm «Démolition d’un mur» von 1896 bei einer Vorführung irrtümlicherweise verkehrt in den Projektor einlegten.
Nun brach die titelgebende Mauer zum Erstaunen des Publikums nicht etwa ein, sondern setzte sich wie von Geisterhand wieder zusammen. Das Kino war damit von Anfang an eine Zeitmaschine.
Der Zeitreise-Simulator
Den Zusammenhang zwischen Film und Zeitreise erkannte auch der Filmpionier Robert W. Paul. Er schlug Wells die Konstruktion eines Zeitmaschinen-Simulators als Jahrmarktsattraktion vor. Das Gerät, welches leider nie gebaut wurde, war als eine Kombination aus Filmprojektor, Diorama und Karussell konzipiert.
Die Besucher sollten auf einer beweglichen Plattform Platz vor einer Leinwand Platz nehmen und dann wie Marty McFly durch die Zeit zu reisen. Freilich ohne dabei Gefahr zu laufen, die eigene Zeugung zu verhindern.