Ausfallentschädigungen, Kurzarbeit: «Dafür sind wir bei der Neugass Kino AG ausgesprochen dankbar. Sonst hätten wir längst schliessen müssen», sagt Daniela Küttel, Geschäftsleitungsmitglied der Firma, welche die Kinos Riffraff und Houdini in Zürich und Bourbaki in Luzern betreibt.
Nur: Irgendwann reicht auch dieses Geld nicht mehr.
Die
Neugass Kino AG
hat vor zwei Wochen gleich zwei Fördervereine ins Leben gerufen – einen für Zürich und einen für Luzern. Mitglieder erhalten Gratis-Kinoeintritte (in spe) und später allenfalls die Aussicht auf Vereinsaktivitäten wie Führungen durch den Betrieb.
Nur Filme zeigen reicht nicht mehr
Vor allem aber erhalten Mitglieder die Gewissheit, dass ihr Lieblingskino nach der Krise überhaupt noch da ist und seinen selbst gegebenen Auftrag wieder wahrnehmen kann.
Denn so viel steht fest: Einfach nur Filme zu zeigen, das wird für die Arthouse-Kinos auch bei dereinst offenen Türen nicht genug sein – der Trend war schon vor dem Shutdown rückläufig.
Kaum Subventionen
Jetzt liegt die Befürchtung nahe, dass es selbst eingefleischte Kinofans verlernt haben, dass man sich für den Genuss eines abendfüllenden Films an einen Ort aufmacht und dort Eintritt bezahlt.
Sich auf öffentliche Gelder zu betten und auf Schönwetter zu hoffen, das liegt nicht drin: Die Arthouse-Kinos sind im einstelligen Prozentbereich subventioniert.
Gemeinschaften und Projekte
Hört man sich in der Branche nach Lösungen um, dann machen vor allem zwei Schlagwörter die Runde: Community Management und projektorientiertes Denken.
Einerseits gruppiert man das Zielpublikum und spricht es gezielt an, sei es in Vereinsstrukturen oder in den sozialen Medien.
Andererseits denkt man in «Projekten». Weil ein einzelner Arthouse-Film nur noch selten ein richtiger «Event» ist, müssen diese Anlässe – wie schon vor der Krise – geschaffen werden: mit kultureller Umrahmung, mit Mini-Festivals, mit Gästen und Debatten. Mit Austausch und Empfang.
Dieser Gedanke zielt nicht nur auf das gesellschaftshungrige Publikum, sondern auch auf die Finanzen: Für «Projekte» tun sich Geldquellen wie Stiftungen oder Sponsoren auf, die den regulären Kinobetrieb kaum unterstützen würden.
Zukunft, Gegenwart
Bleibt die Frage: Wie viel davon geht erst, wenn die Vorschriften gelockert sind? Wie viel davon kann man – zumindest provisorisch – in den digitalen Raum verlagern? Die Kinos haben Partnerschaften mit Streaming-Plattformen und kuratieren dort Programme. Aber damit ist kein grosses Geld zu machen.
«Attraktive Streaming-Inhalte selbst zu generieren, das ist teuer», sagt Dominique Münch, der das Kino Kosmos in Zürich leitet. Er macht es trotzdem: Das Format «Kosmopolitics» – es bietet politische Podiumsgespräche – findet auch online statt.
Der virtuelle Raum ist keine Dauerlösung
Das Bundesamt für Kultur ist durchaus auf Beiträge ansprechbar, wenn ein Veranstalter derartige Angebote ins Netz verlagert. Die Rede ist dann von «Transformationsprojekten».
Aber weder Daniela Küttel noch Dominique Münch sehen ihre Präsenz im virtuellen Raum als dauerhafte Lösung. «Wir wollen die Leute wieder bei uns im Kino haben», heisst es quasi unisono – obwohl die Gespräche getrennt geführt wurden.
Und vor allem: «Wir sind bereit.»