25 Jahre Kurzfilmtage Winterthur: Das Festival widmet seine Jubiläumsausgabe dem Schweizer Kurzfilmschaffen der letzten 60 Jahren. Einer der grossen Regisseure dieses Genres ist Clemens Klopfenstein. Seit fast 60 Jahren dreht er Kurzfilme. Dokumentarisch wie fiktiv. Experimentell und konventionell. Das Winterthurer Festival zeigt einige seiner Filme.
SRF: Herr Klopfenstein, welche Beziehung haben Sie zum Kurzfilm?
Clemens Klopfenstein: Mein Vater hatte eine kleine «Kistenkamera». Darin war nur ein drei Minuten langer Filmstreifen. Damit habe ich mit 13 oder 14 Jahren meine ersten Kurzfilme gedreht.
TikTok ist für mich die ursprünglichste Form vom Kino.
Früher konnte man Kurzfilme im Kino-Vorprogramm sehen. Das gibt es heute kaum noch.
Das ist etwas schwierig. Jetzt kann man auf den Smartphones einiges machen. Ich darf es gar nicht laut sagen, aber ich bin ein Fan von TikTok. Das ist für mich die ursprünglichste Form vom Kino. In 10 Sekunden passiert etwas Tragisches oder Komisches. Das erinnert mich an Automaten, die es früher an den Bahnhöfen gab. Man warf 10 Rappen ein und konnte sich kurz einen Film anschauen. Das war damals eigentlich schon TikTok. Ich werde versuchen, meinen neuen Film in diesem Stil zu drehen.
Sie sind vom Kurzfilm zum Langfilm und nun wieder zum Kurzfilm zurück. Warum?
Mit meinem berühmten Dokumentarfilm «Geschichte der Nacht» bin ich gut in Form gekommen und konnte so in den Spielfilm reinrutschen. Dann habe ich verrückte Langfilme gedreht und bin brav geworden. Ich habe sogar einen «Tatort» gemacht.
Nun bin ich dank der Kurzfilmtage wieder zum Kurzfilm zurückgekommen. Ich habe immerhin fast 25 Kurzfilme gemacht und jetzt einen neuen kreiert - aus verlorenem Filmmaterial, das ich wieder gefunden habe. «La Luce Romana vista da Ferraniacolor» wird in Winterthur uraufgeführt.
Mit Ihren Filmen haben Sie auch Ihren Sohn Lukas Klopfenstein inspiriert. Mit seinen visuellen Effekten ist er international erfolgreich.
Als er mir sagte, dass er zum Film will, habe ich gesagt, das kommt nicht in Frage. Das ist brotlos. Und dann ist er hinter meinem Rücken nach Kanada gegangen und hat dort Visual Effects gelernt. Mit 29 Jahren ist er dann mit einem Oscar für die visuellen Effekte von «Blade Runner 2049» nach Hause gekommen. Da konnte ich natürlich nicht mehr viel sagen und sah etwas alt aus.
Hollywood, das ist eine völlig andere Welt. Ich sage immer, Schweizer Filme sind wie Gleitschirme und das US-Kino ist wie die NASA. Er ist nun bei der NASA und ich mache Gleitschirme.
Gibt es etwas, das Sie der nächsten Generation von Filmerinnen und Filmern aus ihrem Erfahrungsschatz mit auf den Weg geben möchten?
Das tönt vielleicht saublöd, aber machen Sie sich Gedanken über Ihren Namen. Es ist wichtig, dass man sich Ihren Namen merken kann. Wie Jim Jarmusch, Wim Wenders, Marilyn Monroe, Howard Hawks, das geht gut von den Lippen.
Und man muss sich überlegen, warum man eigentlich zum Film will. Ab 20 bis 24 Jahren wollen die meisten zum Film und in die Regie. Etwas anderes scheint es für sie nicht zu geben. Cutterin oder Beleuchter will niemand direkt werden.