- Der Basler Schauspieler Lukas Ammann ist gestorben – im Alter von 104 Jahren .
- Er spielte ein breites Repertoire an Theater-, Kino- und TV-Rollen.
- In Erinnerung bleibt er vor allem als Protagonist der Serie «Graf Yoster gibt sich die Ehre» .
Chopin, Cyrano und Casanova: Lukas Ammann spielte über 800 Rollen auf der Bühne, auf der Leinwand und im Fernsehen. Aber für die breite Masse war er einfach «Graf Yoster». Am Mittwoch ist der Basler Schauspieler mit 104 Jahren gestorben.
Angeborene Noblesse – aber kaum Geld
Noblesse strahlte Ammann schon zu Beginn seiner Karriere aus. Er legte stets Wert auf elegante Kleidung und tadelloses Auftreten und fuhr grundsätzlich schicke BMWs.
Der Wohlstand war ihm aber nicht in die Wiege gelegt worden. Lukas Ammann wurde 1912 in Basel geboren. Sein Vater war Kunstmaler – die Mutter, eine Sängerin, starb, als der Junge sechs Jahre alt war.
Basel war immer wieder Dreh- und Angelpunkt seines Lebens. In einem Interview mit SRF erinnert er sich 1991 an seine Kindheit.
Da die Eltern kaum Geld hatten, wurde Ammanns Schauspielausbildung von einem Onkel finanziert – und vom Kanton Aargau. Er studierte erst in Basel, ab 1932 in Berlin. Allerdings verursachten dort die aufstrebenden Nazis dem Halbjuden Ammann früh ein mulmiges Gefühl.
Ein halbes Jahrhundert München
1934 kehrte er zurück in die Schweiz. Nach sieben Jahren am Stadttheater St. Gallen wechselte er 1941 ans Zürcher Schauspielhaus. Während seines späteren Engagements im Cabaret Fédéral entdeckte ihn 1956 die Intendantin des Münchner Cabarets «Kleine Freiheit».
Aus dem geplanten halben Jahr an der Isar wurde mehr als ein halbes Jahrhundert – Amman lebte dort bis zu seinem Tod. Unter anderem auch, weil er in München seine dritte Ehefrau, die Opernsängerin Liselotte Ebnet, kennenlernte.
Viele Schweizer Filme
Ammann spielte auch immer wieder in Filmen. 1939 hatte er seine erste Filmrolle in «Wachtmeister Studer». Weitere Filme waren «Menschen, die vorüberziehen» (1943), «Klassezämäkunft» (1988) und zuletzt «Herr Goldstein» von Micha Lewinsky. Der Film wurde 2006 mit einem Kurzfilm-Leoparden in Locarno ausgezeichnet.
Immer wieder umgab den grossen Mann mit den scharfen Gesichtszügen eine Atmosphäre des Unheimlichen.
Im Rolls Royce des Mörders
Fernsehgeschichte schrieb Ammann mit der Serie «Graf Yoster gibt sich die Ehre», in der Rolle des adeligen Krimiautors – von 1967 bis 1977. Die Rolle als detektivischer Graf Yoster machte ihn zum Haushaltsname, sagt Filmredaktor Michael Sennhauser: «Sein Gesicht und sein Körperbau prädestinierten ihn für diese Rolle.»
Einen «Strassenfeger» nannte Ammann selber die Serie um den edlen Melonenträger mit dem feinen Humor und seinem ungleich rüderen, vorbestraften Butler. Gedreht wurde in echten Schlössern und mit echten Rolls Royces. Eines der gebrauchten Modelle gehörte sogar einem echten Mörder, wie Ammann gern erzählte.
In einem Interview mit SRF erinnert er sich 1991 an die Dreharbeiten.
Keine Rolle ist so an Lukas Ammann haften geblieben wie die des adligen Grafen. Mit der letzten der 76 Folge der Serie hat Ammann sich auch sein hartnäckigstes Laster abgewöhnt: das Rauchen.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kulturnachrichten, 04.05.2017, 06:01 Uhr